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146 Die „Deutsche Frage“ im 19. Jahrhundert Das Erbe der 1848er-Bewegung Als der Gesandtenkongress des Deutschen Bundes im September 1850 wieder zusammentrat, konnte es scheinen, als sei nichts geschehen. Es begann eine Zeit der Reaktion. In den Bundesstaaten wurden viele Zugeständnisse rückgängig gemacht, fast alle politischen Vereine wurden verboten. 1851 hob der Bundestag die von der Paulskirche verabschiedeten Grundrechte wieder auf. Der überall durchgesetzte Verfassungsstaat wurde – abgesehen von Österreich – in keinem Staat des Deutschen Bundes wieder beseitigt. Die Vorzensur von Zeitungen und Büchern, die jede Veröffentlichung einer amtlichen Prüfung unterzog, blieb aufgehoben. In der Rechtspfl ege gab es wichtige Fortschritte und auch gesellschaftspolitisch wurden neue Weichen gestellt. Dazu gehörten die Befreiung der Bauern aus den grundherrlichen Abhängigkeiten, das Ende der adligen Patrimonialgerichtsbarkeit, überhaupt das Ende der rechtlichen Sonderstellung des Adels. Die Ereignisse von 1848/49 weckten das politische Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten. Die Deutschen hatten sich als politisch Aktive erlebt. Vertreter des fortschrittlichen Bürgertums wandten sich allerdings nach dem Scheitern des Versuchs, Einheit und Freiheit aus eigener Kraft zu erreichen, resigniert von ihren politischen Idealen ab. Sie konzentrierten sich auf ihr wirtschaftliches Fortkommen und zogen sich ins Privatleben zurück. Viele Revolutionäre fl üchteten in die USA. Der gelungene Verfassungsentwurf eines föderalistisch angelegten, nationalen Rechtsstaates mit einer starken Volksvertretung, wie ihn die Paulskirche 1849 vorgesehen hatte, blieb aber trotz seines Scheiterns im politischen Gedächtnis. Er beeinfl usste die deutschen Verfassungen von 1919 und 1949. 1. Stellen Sie die unterschiedlichen Forderungen zusammen, die bis 1848 gegenüber den deutschen Regierungen erhoben wurden. 2. Ordnen Sie die Forderungen nach ihrer Radikalität. Erörtern Sie, welchen dieser Forderungen die Fürsten ggf. hätten zustimmen können und welche Forderungen systemsprengend waren. 3. Bewerten Sie die Revolution von 1848/49 anhand ihrer kurzund langfristigen Folgen. u „Germania 1850.“ Radierung (35 x 49 cm) von Julius Hübner, 1850 (Ausschnitt). Das Zitat (oberund unterhalb des Bildes) stammt aus den Klageliedern des Jeremia, die im Alten Testament stehen. p Charakterisieren Sie die Darstellung der Germania. 4677_1_1_2015_128-157_Kap4.indd 146 17.07.15 12:02 N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d C .C .B uc hn r V er la gs | |
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