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Geschichte regional228 Geschichte regional Der Erinnerungsort Vogelsang Nach der Machtübernahme fehlte der NSDAP qualifi ziertes Führungspersonal. Hitler forderte daher neue Parteischulen. Zuständig für die fachliche und weltanschauliche Schulung war der fanatische Antisemit Robert Ley aus dem oberbergischen Niederbreidenbach bei Nümbrecht. Er war seit 1932 Reichsorganisationsleiter der Partei und ab 1933 Chef der Pseudo-Gewerkschaft „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF). Ley veranlasste den Bau von drei Schulungslagern: am Ufer des Krössinsees in Pommern (heute Polen), in Sonthofen im Allgäu und in „Vogelsang“ in der Eifel südöstlich von Aachen. Wie auf der Marienburg in Ostpreußen (heute Polen), dem Zentrum des „Deutschen Ordens“ im 14./15. Jahrhundert, wurden diese Schulungslager bald „Ordensburgen“ genannt und die Kursteilnehmer als „Junker“ bezeichnet. Die Grundkonzeption der „Schulungsburg Vogelsang“ entwarf der Kölner Architekt Clemens Klotz. Am 22. September 1934 fand die feierliche Grundsteinlegung statt, und am 1. Mai 1936 zogen die ersten 500 „Junker“ in die „Ordensburg“ ein. Die in einer wunderschönen Landschaft für anfangs 500, ab 1936 dann für 1 000 Schulungsteilnehmer geplante Anlage ist ein einmaliges Zeugnis für die Herrschaftsund PropagandaArchitektur der Nationalsozialisten. „Nirgendwo sonst gibt es eine derart große, authentisch erhaltene Landschaftsarchitektur des Dritten Reiches“ (Franz Albert Heinen). Die auf vier Jahre angelegte Ausbildung bot Nationalsozialisten die Chance zum sozialen und gesellschaftlichen Aufstieg. Die Bewerber sollten etwa 25 Jahre alt und verheiratet sein. Ein Schulabschluss und eine Aufnahmeprüfung waren nicht notwendig. Was zählte, waren „arische“ Herkunft, körperliche Gesundheit (Brillenträger wurden abgelehnt), abgeleisteter Arbeitsund Wehrdienst und der bisherige Einsatz für die Partei. Am Ende jeder Bewerbung stand die von Ley und seinen Beratern durchgeführte Musterung. Im Zentrum der Erziehung zum „Junker“ stand die menschenverachtende NS-Rassenlehre. Unterrichtet wurden daneben die Fächer Geschichte, Weltanschauung und Philosophie, Kunst und Kultur, Wirtschafts und Soziallehre sowie „Wehrwissenschaft“. Eine herausragende Rolle spielte der Sportunterricht. Neben Leichtund Schwerathletik standen Schwimmen, Boxen, Ringen, Fechten, Reiten und Fliegen auf dem Programm. Ziel der Ausbildung war es, mutige und absolut gehorsame Parteisoldaten zu erziehen. Sie sollten jederzeit und überall ihren Beitrag zur Schaffung des „neuen deutschen Menschen“ und zur Verbreitung der NS-Ideologie leisten. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 wurde die Ausbildung auf den Ordensburgen abgebrochen. In den von den Deutschen besetzten Gebieten im Osten übernahmen zahlreiche „Junker“ wichtige Funktionen. Skrupelund gewissenlos beteiligten sie sich an der Eroberung und Ausbeutung Osteuropas sowie an der Ermordung der europäischen Juden. i Robert Ley (links) und Adolf Hitler beim Betrachten einer Publikation über die „Ordensburg“ Vogelsang. Foto von 1941. Internettipp: Für Infos und Bilder zur „NSOrdensburg“ Vogelsang siehe Code 4677-18 4677_1_1_2015_218-275_Kap7.indd 228 17.07.15 12:07 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er Ve rla gs | |
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