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322 Nationale Identität unter den Bedingungen der Zweistaatlichkeit in Deutschland Die Gründung der Bundes republik Deutschland Am 8. Mai 1949, genau vier Jahre nach der deutschen Kapitu lation, verabschiedete der Parlamentarische Rat das Grundgesetz. Vier Tage später billigten die Militärregierungen der Westalliierten den Beschluss. Daraufhin wurde das Grundgesetz in zehn von elf Ländern angenommen. Am 23. Mai 1949 unterzeichneten die Ministerpräsidenten der Länder und die Landtagspräsidenten in Bonn das Grundgesetz. Aus den westlichen Besatzungszonen war ein Staat unter alliierter Aufsicht entstanden. Er trug den Namen „Bundesrepublik Deutschland“. Das Grundgesetz formulierte auch ein Gebot zur Herstellung der deutschen Einheit. In der Präambel (Vorrede) hieß es: „Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.“ Am 14. August 1949 fanden die ersten Wahlen zum Deutschen Bundestag statt. Der CDU-Vorsitzende Adenauer bildete eine Koalition aus CDU/CSU, FDP und „Deutscher Partei“ (DP). Am 7. September 1949 trat der Bundestag in Bonn erstmals zusammen. Er wählte am 15. September Konrad Adenauer mit einer Stimme Mehrheit zum Bundeskanzler. Kurt Schumacher (SPD) wurde Oppositionsführer. Theodor Heuss (FDP) war bereits am 12. September von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt worden. Die Gründung der DDR Seit Ende 1947 propagiert die SED mit Rückendeckung Stalins die Einheit Deutschlands auf Grundlage der Volkskongresse. Bei den Wahlen zu diesem Kongress im Mai 1949 sicherte sich die SED die Mehrheit der Mandate. Sie dominierte auch den daraus hervorgehenden Deutschen Volksrat. Die sowjetische Regierung wartete ab, bis sich die westdeutsche Bundesregierung gebildet hatte. Ende September 1949 stimmte Stalin einem ostdeutschen Staat zu. Am 7. Oktober 1949 nahm der Deutsche Volksrat einen 1948 ausgearbeiteten Verfassungsentwurf an und erklärte sich selbst zur Provisorischen Volkskammer. Damit war die „Deutsche Demokratische Republik“ (DDR) gegründet worden. Wenige Tage später wurde Otto Grotewohl (SED) zum Regierungschef, Wilhelm Pieck (SED) zum Präsidenten der DDR gewählt. Die SED übernahm auch die wichtigsten Ministerien, wenn auch in der neuen Regierung alle Parteien vertreten waren. Die Spaltung Deutschlands und Europas Die doppelte Staatsgründung war das Ergebnis eines wachsenden Gegensatzes der Siegermächte, vor allem der USA und der Sowjetunion, mit ihren unterschiedlichen Interessen und Weltanschauungen. Diese Konfrontation spaltete die ganze Welt, aber in Deutschland verlief die Spaltung mitten durch das Land.* Die Hoheit der Alliierten blieb auch nach der Gründung von Bundesrepublik und DDR bestehen. Über die deutsche Frage entschieden weiterhin die Siegermächte und ihre Beziehungen zueinander. Doch innerhalb dieses Rahmens bestimmten nun auch die Regierungen in Bonn und Ost-Berlin das Verhältnis beider Teile Deutschlands. Dabei überwogen zunächst Misstrauen und Feindschaft (u M5). 1. Erläutern Sie die unterschiedlichen Interessen der Besatzungsmächte und die Gründe für ihre Veränderung. 2. Erörtern Sie die These, die Währungsreform habe die deutsche Teilung beschleunigt. Wilhelm Pieck (1876 1960): Kommunist, 1933 vor den Nazis gefl ohen, kam 1945 mit der Roten Armee nach Berlin zurück, 1946 1960 Vorsitzender der SED (neben Otto Grotewohl), 1949 1960 Präsident der DDR Volkskongresse 1947/48 sollten ein „gesamtdeutsches Vorparlament“ sein. Auf Einladung der SED nahmen ausgewählte gesellschaftliche Vertreter aller Besatzungszonen teil. Aus dem zweiten Volkskongress ging 1948 der „Deutsche Volksrat“ hervor. Bundesversammlung: Gremium zur Wahl des Bundespräsidenten, das sich aus den Mitgliedern des Bundestages und einer gleichen Anzahl von Vertretern der Landtage zusammensetzt * Zur Spaltung der Welt siehe S. 488 490. 4677_1_1_2015_312-361_Kap9.indd 322 17.07.15 12:12 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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