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340 Nationale Identität unter den Bedingungen der Zweistaatlichkeit in Deutschland Die Suche nach Legitimität Von der Gründung an grenzte sich die DDR gegenüber der Bundesrepublik ab. Die herrschende Staatspartei – die SED – verstand die DDR als „antifaschistisches Bollwerk“, als Friedensstaat und als sozialistischen Staat, der damit in besonderem Maße als Wohlfahrtsstaat den Menschen diente. Die Parteiführung der SED stellte sich in die Nachfolge des kommunistischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus und machte diesen zum „Gründungsmythos“ der DDR.* Zudem grenzte die von Politik und Presse hervorgehobene Friedensliebe der DDR den jungen Staat sowohl von der deutschen Vergangenheit als auch von den als imperialistisch verstandenen Nachbarn in der Bundesrepublik ab (u M1). Doch ließ die SED nur ihre eigene Vorstellung von Friedenspolitik gelten. Sie bekämpfte die Mitglieder der Friedensbewegung im eigenen Land als Staatsfeinde. Das Verweigern des Wehrdienstes war nicht gestattet. „Soziale Revolution“ von oben Im Rahmen einer Bodenreform schlossen sich Bauern seit 1952 unter staatlichem Druck in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs) zusammen. Zum „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“ gehörte auch der Ausbau der Volkseigenen Betriebe, die bereits rund 80 Prozent zur industriellen Produktion beisteuerten. Damit einher ging die Enteignung und politische Verfolgung der bürgerlichen Mittelschichten, die als private Unternehmer, kleine Handelsund Gewerbetreibende eigentlich eine wichtige Stütze für die ostdeutsche Wirtschaft bildeten. Durch eine extrem hohe Besteuerung und bürokratische Gängeleien wurde ihre berufliche Existenz vielfach vernichtet. Ohne Rücksicht auf die wachsenden Versorgungsengpässe für die Bevölkerung erfolgte eine einseitige Förderung der Schwerindustrie u „10 Jahre in Volkes Hand.“ Plakat (59,5 x 84 cm) von 1956. p Beschreiben Sie das Plakat. p Analysieren Sie das staatliche Selbstverständnis der DDR anhand des Plakates. * Zum antifaschistischen Selbstbild der DDR siehe S. 285 f. Sozialistischer Gegenentwurf zur Bundesrepublik – Selbstverständnis und Entwicklung der DDR Volkseigener Betrieb (VEB): Industrieoder Dienstleistungsbetrieb, der aus Enteignung oder Verstaatlichung hervorging und formal im Besitz des Volkes war. VEBs wurden im Rahmen der Planwirtschaft von der Staats und Parteiführung zentral gesteuert. Imperialismus: aus sozialistischer Sicht das höchste Stadium des Kapitalismus; gewaltsame Aufteilung der Erde und des Weltmarktes unter kapitalistische Großmächte Literaturtipp: Ilko-Sascha Kowalczuk, Die 101 wichtigsten Fragen – DDR, München 2009 u Geschichte In Clips: Zur Wirtschaft in der Frühphase der DDR siehe ClipCode 4677-33 4677_1_1_2015_312-361_Kap9.indd 340 17.07.15 12:13 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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