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Die 1980er-Jahre in der DDR: wirtschaftlicher Niedergang und Aufstieg der Oppositionsbewegung Niedergang der DDR-Wirtschaft Gegen Ende der 1970er-Jahre brach die Konjunktur der DDR-Wirtschaft ein. Das entsprach zwar einer weltweiten Entwicklung, doch während sich die westlichen Industrieländer davon wieder erholten, gelang das der DDR und den übrigen Ostblockstaaten nicht. 1982 hatten Polen und Rumänien, zu deren Gläubigern die DDR gehörte, ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt. Der DDR drohte der Staatsbankrott. Die Krise der DDR-Wirtschaft war das Ergebnis kurzund langfristiger Ursachen: • Rohstoffknappheit: Die DDR war zur Produktion von Exportwaren (Treibstoffe, Heizmittel, Chemiefasern) auf Erdöl angewiesen, das vorwiegend aus der UdSSR stammte. Da die Sowjetunion die Ölzufuhr seit den Erdölkrisen der 1970er-Jahren drosselte, musste die DDR für den übrigen Energiebedarf auf die heimische Braunkohle ausweichen. Die Umstellung war kostspielig und belastete die Wirtschaft schwer. Als sich der Ölpreis Ende 1985 plötzlich halbierte, ging zudem der Absatz der Exportprodukte drastisch zurück. • Unzureichende Modernisierung: In den Industriebetrieben mangelte es an Rationalisierung und Investitionen. Um Arbeitslosigkeit zu vermeiden, waren viele Stellen überbelegt, Arbeitskräfte wurden nicht sinnvoll eingesetzt und mussten veraltete Geräte bedienen. Für neue Ausstattungen fehlte das Kapital (u M1). Um 1989 waren weniger als die Hälfte aller Industrieanlagen jünger als zehn Jahre (in der Bundesrepu blik betrug die Quote damals rund 70 Prozent). In Schlüsseltechnologien wie der Mikroelektronik verpasste die DDR den internationalen Anschluss (u M2). • Exportschwäche, Devisenmangel und Verschuldung: Die zahlreichen Produkte, die auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig waren, mussten, um sie dennoch zu exportieren, mit enormen staatlichen Zuschüssen verbilligt werden. Denn ohne den Export fehlten die Devisen, mit denen Rohstoffe und Westwaren eingekauft werden konnten. Die DDR importierte weit mehr als sie ausführte, und nahm dafür immer höhere Kredite auf. • Krise des Binnenmarktes: Die schlecht ausgerüsteten Wirtschaftsbetriebe konnten auch nicht den Bedarf an Konsumgütern im Inland (z. B. Kfz, Baumaterial) decken (u M3). Daher nahm der Verbrauch weiter ab, obwohl die Nettolöhne stiegen. Die Menschen sparten das Geld, das nicht mehr in die Wirtschaft zurückfl oss. • Verlangsamter Strukturwandel: Der Wandel der DDR-Wirtschaft verlor immer mehr an Tempo. Im Zeitraum von 1950 bis 1989 sank der Anteil der Landund Forstwirtschaft von 26 auf elf Prozent. Industrieund Handwerk waren bis Anfang der 1980erJahre von 40 auf 51,5 Prozent angewachsen, machten aber bis 1989 weiterhin 50 Prozent der Gesamtwirtschaft aus. Dagegen erreichte der Handelsund Dienstleistungssektor bis Ende der 1980er-Jahre nur einen Anteil von knapp 40 Prozent. Dieses Zahlenverhältnis entsprach der Situation in der Bundesrepublik von 1965. • Planwirtschaft und Einbindung in den RGW: Die DDR hielt an der staatlichen zentralen Lenkung der Wirtschaft fest. Die Betriebe konnten ohne die Zustimmung der Staates nichts unternehmen und nicht unmittelbar auf die Bedarfslage reagieren. Die Versorgung der Bevölkerung mit Gebrauchsgütern verschlechterte sich deshalb i „Ich kenne keine Produkte, ich kenne nur Produktion.“ Karikatur von Heinz Behling, 1978. p Analysieren Sie die Karikatur. Auf welche Probleme der DDR-Wirtschaft weist der Karikaturist hin? Literaturtipp: André Steiner, Von Plan zu Plan. Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR, Berlin 2007 364 Die Überwindung der deutschen Teilung in der „friedlichen Revolution“ von 1989 4677_1_1_2015_362-397_Kap10.indd 364 17.07.15 12:15 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C. C. Bu ch ne r V er la gs | |
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