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408 Multilateraler Interessenausgleich nach dem Dreißigjährigen Krieg Ein „Universalkongress“ wird einberufen Es ist schwer zu erklären, warum der verheerende Krieg so lange dauerte. Offensichtlich war nicht der fehlende Friedenswille der kriegführenden Mächte der Hauptgrund dafür, sondern das unterschiedliche Verständnis des Friedens. Jede Partei hatte eigene Vorstellungen von einem „gerechten“ und „ehrenhaften“ Frieden – und beharrte kompromisslos darauf. Erst angesichts der umfassenden Zerstörungen und Not wuchs bei allen Beteiligten die Einsicht, den Konfl ikt durch Verhandlungen zu beenden. Das schloss nicht aus, dass die Parteien noch jede Gelegenheit nutzten, durch weitere Kriegszüge ihre Lage zu verbessern. Während der Krieg weiterging, beschlossen Gesandte des römisch-deutschen Kaisers, der französischen und der schwedischen Krone am 25. Dezember 1641 in Hamburg, in einem Vierteljahr einen „Universalkongress“ aller am Krieg beteiligten Mächte einzuberufen. Angesichts der konfessionellen Gegensätze der Parteien einigte man sich auf zwei nicht weit voneinander entfernte Verhandlungsorte: Münster für die katholischen und Osnabrück für die protestantischen Mächte. Unter welchen Bedingungen ein Friedensschluss möglich werden sollte, ließ der Vorvertrag offen (u M1). Damit war erstmals zur Stiftung eines Friedens ein umfassender Gesandtenkongress aller beteiligten Mächte einberufen worden. Allein das machte ihn zum Vorbild für spätere Friedenskongresse. Die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück u „Groß Europisch Kriegs Balet / getantzet durch die Könige und Potentaten / Fürsten und Respu blicken / auff dem Saal der betrübten Christenheit.“ Anonymes Flugblatt (43,4 x 37,3 cm) mit einem Kupferstich und einem Klagelied über die endlosen Kriegswirren; ohne Ortsangabe, um 1643 (Ausschnitt). Die kriegführenden Parteien führen einen Tanz auf. Links die protestantischen und rechts die katholischen Fürsten, unter ihnen der 1643 mit vier Jahren zum König ernannte Ludwig XIV. von Frankreich. Der Schwedenkönig Gustav Adolf, der 1632 in der Schlacht bei Lützen das Leben verlor, liegt tot auf dem Boden. Der auf Vermittlung bedachte sächsische Kurfürst sammelt „Zankäpfel“ auf, die Eris, die gefl ügelte Verkörperung der Zwietracht, verstreut. Ein bewaffneter Engel wirft Ölzweige als Zeichen des Friedens herab. Das beigefügte Gedicht beginnt mit folgenden Zeilen: „Kompt her ihr New Zeitungs Leute …“ p Interpretieren Sie den Kupferstich. Berücksichtigen Sie dabei auch die erste Zeile des Klageliedes. Zu Flugblättern der Frühen Neuzeit siehe den Methoden-Baustein auf S. 417 419. 4677_1_1_2015_398-423_Kap11.indd 408 17.07.15 12:17 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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