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Die Mittel der Friedenssicherung Die in Wien gefundene Friedensordnung sowie die folgenden Vereinbarungen der Großmächte beruhten auf drei Säulen: • Gleichgewicht der Großmächte • Diplomatie statt Krieg • Solidarität der Monarchien („Heilige Allianz“) Krisen sollten in Zukunft durch Verhandlungen zwischen den Mächten eingedämmt werden, bevor sie den Kontinent erneut in Flammen setzten. Im Selbstverständnis der Entscheidungsträger war diese Aufgabe den legitimen Herrschern vorbehalten. Das bedeutet auch die Beibehaltung der bestehenden monarchischen Ordnung. Im Fall von revolutionären Entwicklungen sollte sie notfalls auch gemeinsam militärisch verteidigt werden. Die Verhandlungen hatten im Umgang mit dem Verlierer Frankreich Maßstäbe für Friedensverhandlungen gesetzt. Ihm war ein Recht auf Anhörung und sogar auf Mitwirkung eingeräumt worden, um so die gesamte europäische Ordnung langfristig zu stabilisieren. Das Wiener System im 19. Jahrhundert Die 1815 gefundene internationale Ordnung wurde im 19. Jahrhundert in zweifacher Hinsicht auf die Probe gestellt: durch Spannungen der großen Mächte untereinander und durch Aufbegehren von Teilen der Bevölkerung gegen die bestehende Herrschaftsordnung. Als nach 1819 in einigen italienischen Staaten, in Spanien, Portugal und Griechenland revolutionäre Erhebungen ausbrachen, trafen sich die Kernmächte der „Heiligen Allianz“ mehr oder weniger vollständig in Troppau (1820), Laibach (1821) und Verona (1822), um gemeinsam gegen den Aufruhr vorzugehen. Auch später wurden auf Konferenzen immer wieder gemeinsame Vorgehensweisen entwickelt. Ein Beispiel ist die Londoner Konferenz von 1830. In den südlichen Niederlanden war wegen der Vorherrschaft der Niederländer aus dem Norden die Revolution ausgebrochen und die Unabhängigkeit des Gebietes als Belgien erklärt worden. Die Londoner Konferenz von 1830 erkannte die Existenz des neuen Staates an und erklärte ihn für „neutral“, ein Status unter der Garantie der Großmächte. Das europäische Mächtesystem der Pentarchie erwies sich als fl exibel. Es veränderte sich aber durch die Revolutionen von 1848/49, durch Konfl ikte an der Peripherie Europas im Krimkrieg (1853/54 1856) sowie durch das aus Kriegen entstandene Deutsche Reich von 1871. Mit dem weltweiten Wettlauf der Mächte um Kolonien wurde die Sicherheitspolitik der fünf europäischen Großmächte unübersichtlicher. Sie endete 1914 mit dem Versagen der Regierungen, einen Kompromiss im Rahmen der bestehenden Ordnung zu fi nden. Dies trug zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges und zum Aufstieg der Vereinigten Staaten von Amerika als globale Macht bei. 1. Der Deutsche Bund erscheint heute als ein Modell für ein föderatives Europa. Setzen Sie sich mit der These auseinander. 2. Bereiten Sie in Gruppenarbeit eine Präsentation zu den Ergebnissen des Wiener Kongresses vor. Eine Gruppe übernimmt eine kritische, die andere eine positive Haltung. Nutzen Sie für Ihre Arbeit auch die Kontroverse auf Seite 450 f. 444 Europäische Friedensordnung nach den Napoleonischen Kriegen 4677_1_1_2015_424-451_Kap12.indd 444 17.07.15 12:18 Nu zu P rü fzw ec k n Ei ge nt um de s C .C .B uc h er V er la gs | |
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