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454 Internationale Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg Die Pariser Friedensverhandlungen von 1919 Verhandlungen der Siegermächte Am 18. Januar 1919 versammelten sich die Vertreter der Siegerstaaten im Spiegelsaal des Schlosses Versailles bei Paris zur Eröffnung der Friedenskonferenz, auf den Tag genau 48 Jahre nach der Ausrufung des deutschen Kaiserreiches am selben Ort. Die Verhandlungen führten die 27 alliierten und assoziierten Mächte, auch von außerhalb Europas, die gegen Deutschland Krieg geführt oder dem Reich den Krieg erklärt hatten. Zwar kamen zwischen Januar und Mai 1919 58 Kommissionen zu insgesamt 1 646 Arbeitssitzungen zusammen, die wesentlichen Entscheidungen fällten aber David Llyod George, Georges Clemenceau und Woodrow Wilson im „Rat der Vier“, zu dem noch Vittorio Emanuele Orlando zählte. Nichtmitwirkende Nicht alle wichtigen Mächte wirkten am Zustandekommen des Vertrages mit. Russland war nicht eingeladen worden. Es hatte bereits im März 1918 einen Friedensvertrag mit den Mittelmächten abgeschlossen (Frieden von Brest Litowsk). Abgesehen davon befand es sich in einem Bürgerkrieg zwischen den Anhängern und Gegnern der Oktoberrevolution. Auch die Verliererstaaten hatten die Siegermächte – anders als nach den großen europäischen Kriegen 1648 und 1815 – nicht zu den Friedensverhandlungen zugelassen. Erwartungshaltung in Deutschland Nahezu alle deutschen Politiker wie auch die deutsche Öffentlichkeit gingen von einem milden Frieden aus. Lange rechneten sie mit nur geringen Gebietsabtretungen oder Entschädigungen wie zum Beispiel den Verlust Elsass-Lothringens an Frankreich und einiger Gebiete in der Provinz Posen an Polen. Diese Hoffnungen auf einen „Frieden des Rechts“ stützten sich auf die Kriegsziele des amerikanischen Präsidenten Wilson (u M1), denn sie interpretierten die 14 Punkte u „Die Großen Vier“ in Versailles. Foto von Edward N. Jackson vom 27. Mai 1919. Von links nach rechts: David Llyod George (Großbritannien), Vittorio Emanuele Orlando (Italien), Georges Clemenceau (Frankreich) und Woodrow Wilson (USA). David Lloyd George (1863 1945): britischer Politiker (Liberale Partei), 1916 Kriegsminister, 1916 1922 Premierminister Vittorio Emanuele Orlando (1860 1952): Verfassungsrechtler und liberaler Politiker, von 1917 bis 1919 italienischer Ministerpräsident Georges Clemenceau (1841 1929): französischer Journalist und Politiker, 1906 1909 und 1917 1920 Premierminister Oktoberrevolution: Sturz der Provisorischen Regierung in Russland am 6./7. November (24./25. Oktober nach russischem Kalender) 1917. Danach erfolgte der gewaltsame Aufbau einer kommunistischen Gesellschaftsund Wirtschaftsordnung. Woodrow Wilson (1856 1924): Jurist, Historiker und Politiker; 1913 1921 Präsident der USA (Demokrat). Wilson verfolgte soziale Reformen, war im Ersten Weltkrieg um die Neutralität der USA bemüht, führte sie aber dennoch 1917 in den Krieg. Ab 1918 engagierte er sich für die Errichtung des Völkerbundes. 1920 erhielt Wilson den Friedensnobelpreis für das Jahr 1919. 4677_1_1_2015_452-481_Kap13.indd 454 17.07.15 12:18 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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