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38713.1 Armut und Armutsgefährdung in Deutschland – eine Realität? und entsprechend weniger Zeit mit ihnen verbringen kann? Freilich: Die Bedingung dafür, dass der Staat Frau Schmidt überhaupt unterstützt, ist ihre Bereitschaft, angemessen viel zu arbeiten. „Das Amt sagt, eine 75-Prozent-Stelle kann man mir zumuten, weil die Kinder schon recht selbstständig sind“, so Schmidt. „Das ist schon okay“, sagt sie. Würde sie sich weigern zu arbeiten, würde das Amt die Hilfe kürzen. Fördern und Fordern nannten dies die Hartz-Reformer. Hierzulande erhalten laut Bundesagentur für Arbeit 4,4 Millionen Menschen Hartz IV, die in der Lage sind, zu arbeiten. Etwa 30 Prozent von ihnen, 1,3 Millionen Menschen, beziehen Einkommen aus zwei Quellen: aus eigener Erwerbsarbeit und aus Hartz IV. Die Zahl dieser Aufstocker ist seit Jahren recht konstant. Ronny Gert Bürckholdt, Sozialpolitik: Hartz IV trotz harter Arbeit – ein Beispiel aus Südbaden, www.badische-zeitung.de, 29.12.2014 60 65 70 75 M10 Paritätischer Wohlfahrtsverband: Armut in Deutschland auf Höchststand M11 Zur Einschätzung und Beurteilung von Armut in Deutschland 5 10 15 20 5 Die Armut in Deutschland ist nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes auf einen historischen Höchststand gestiegen. […] „Noch nie war die Armut in Deutschland so hoch und noch nie war die regionale Zerrissenheit so tief wie heute“, sagte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. „Deutschland ist armutspolitisch eine tief zerklüftete Republik.“ Es falle regional regelrecht auseinander. […] Schneider forderte ein umfassendes Maßnahmenbündel zur Armutsbekämpfung. „Armut und regionale Ungleichheit sind in erster Linie hausgemacht und das Ergebnis politischer Unterlassungen“, sagte der Geschäftsführer. Nötig seien neben einer deutlichen Erhöhung der Regelsätze von Hartz IV etwa Reformen des Familienlastenausgleichs und der Altersgrundsicherung. Voraussetzung dafür sei ein rigoroser steuerpolitischer Kurswechsel, der große Vermögen Als typische Armut in modernen Gesellschaften gilt die „relative“ Armut. […] In der Bevölkerung wird oft […] darüber gestritten, wie „schlimm“ relative Armut überhaupt sei. Die einen verweisen darauf, wie viel besser doch die relativ Armen im reichen Europa als die absolut Armen in Afrika lebten. Sie machen darauf aufund Einkommen stärker als bisher zur Finanzierung des Sozialstaats heranziehe, so der Verband. Vom Risiko, arm zu werden, sind dem Bericht zufolge vor allem Alleinerziehende mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent betroffen. Daneben wachse der Armutsanteil besonders stark unter Rentnern. „Wir haben es hier mit einem armutspolitischen Erdrutsch zu tun“, sagte Schneider angesichts eines Anstiegs der Armut in dieser Gruppe um 48 Prozent seit 2006. […] Der Sozialverband VdK nannte es angesichts der guten wirtschaftlichen Lage „paradox, dass sich Armut für bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht nur verfestigt, sondern der Strudel sogar noch weiter abwärts zieht“. ZEIT ONLINE, dpa, KNA, tis, Paritätischer Wohlfahrtsverband Armut in Deutschland auf Höchststand, www.zeit.de, 19.2.2015 merksam, dass heute viele übergewichtige Arme in beheizten Wohnungen vor dem Fernsehapparat sitzen, während Arme noch in der Nachkriegszeit hierzulande (ver)hungerten, (er)froren und (sich zu Tode) schufteten. Andere vertreten genau die gegenteilige Meinung: Relative Armut in reichen Gesellschaften sei schlimmer als absolute 25 30 35 40 10 15 Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e.V. (Der Paritätische) ist ein Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspfl ege Deutschland. Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C .B uc h r V er la gs | |
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