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Kompetenzen prüfen 439 Aufgaben 1. Stellen Sie die Entwürfe von Hobbes und Kant zum Frieden vergleichend dar. 2. Analysieren Sie Bergsdorfs Position hinsichtlich der Wandlungsprozesse, denen er bewaffnete Konflikte seit 1991 ausgesetzt sieht. 3. Erörtern Sie kriterienorientiert, inwiefern die Entwürfe von Kant und Hobbes im 21. Jahrhundert (M9, M10) eine Aussicht auf Frieden eröffnen können, wenn der von Bergsdorf diagnostizierte Wandel des Krieges berücksichtigt wird. Erwartungshorizonte zu den Aufgaben 1 – 3 Mediencode: 72022-22 Kriegsgeschehens, in dessen Mittelpunkt das allmähliche Verschwinden jener Staatenkriege steht, die die Geschichte Europas über Jahrhunderte bestimmt haben. Dieser Staatenkrieg, von Carl von Clausewitz in der Trias Volk, Heer und Regierung gedanklich erfasst, hat nach der Französischen Revolution den Kabinettskrieg abgelöst, der vom „bloßen Verstand“ dominiert wurde. Anders als der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld, der die Clausewitz’sche Theorie mit ihrer Fixierung auf Volk, Heer und Regierung für überholt und ungeeignet hält, die neuen Formen des Krieges unterhalb der staatlichen Ebene gedanklich zu durchdringen, plädiert der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler für die Re-Lektüre der Schriften von Clausewitz. Sie seien besonders geeignet, die bei der Beurteilung neuer Kriege charakteristische Spirale der Irrationalität zu durchbrechen. Angesichts eines in den neuen Kriegen eingewebten Terrorismus, der wahllos Zivilisten zum Opfer macht, wird regelmäßig die Behauptung aufgestellt, dass es den Akteuren an Rationalität gebreche. Verstärkt durch die mediale Berichterstattung werden sie in die Nähe psychisch Kranker gerückt. Solche Imaginationen behindern nach Münklers Ansicht politisch effektives Gegenhandeln und befördern Überreaktionen und emotional gesteuerte Gegengewalt. Führende Politikwissenschaftler und Militärhistoriker stimmen darin überein, dass an die Stelle des Staatenkrieges ein neuer Typus des Krieges getreten ist, der einerseits durch eine weitgehende Entstaatlichung der Akteure und andererseits durch eine Asymmetrierung ihrer Fähigkeiten und Rationalitäten gekennzeichnet ist. Die weitgehende Reziprozität1 der Parteien im Staatenkrieg wird durch Konfigurationen ersetzt, in denen vergleichbare Ordnungsmuster kaum zu erkennen sind. Die jetzt zu beobachtende Diversifizierung des Kriegsgeschehens unterstützt die These vom allmählichen Verschwinden des Staatenkrieges. Der vorläufig letzte dieser traditionellen Kriege war der Irak-Krieg, der allerdings ebenfalls schon durch eine erhebliche Asymmetrie gekennzeichnet war. Einer übermächtigen Koalition stand ein militärisch schwacher Irak gegenüber, der in kurzer Zeit bezwungen war. Allerdings mündete der Siegfrieden in einen Bürgerkrieg und in einen bewaffneten Kampf gegen die Besatzungsmächte, dessen Opferzahlen mittlerweile höher sind als die des Staatenkrieges zuvor. Wolfgang Bergsdorf, Zum fundamentalen Wandel bewaffneter Konfl ikte – neue Kriege zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts, in: Konrad Adenauer Stiftung, Die politische Meinung – Zeitschrift für Politik, Gesellschaft, Religion und Kultur, 2011, Ausgabe 497, S. 59 f. 1 Reziprozität: Gegenseitigkeit 45 50 55 60 65 70 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt m d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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