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54718.3 Freihandel oder Protektionismus Eli Heckscher, 1879 – 1952, schwedischer Wirtschaftshistoriker und politischer Ökonom, lehrte an der Universität Stockholm Volkswirtschaftslehrer und Wirtschaftsgeographie. Bertil Ohlin, 1899 – 1979, schwedischer Wirtschaftswissenschaftlicher und Politiker der liberalen Volkspartei, lehrte u.a. an der Universität Kopenhagen. 5 10 15 20 25 Die klassischen Modelle von Smith und Ricardo sind sehr vereinfacht. Erweiterungen der Grundmodelle berücksichtigen mehr als zwei Länder, mehr als zwei Güter, neben Arbeit auch die Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Know-how, sie beachten Transportkosten und Wechselkurse. Eine erste Erweiterung des Ricardo-Modells bildet die Faktorproportionentheorie der beiden Schweden Eli Heckscher (1879 – 1952) und Bertil Ohlin (1899 – 1979). Diese erklärt internationalen Handel nicht durch Produktivitätsunterschiede, sondern durch unterschiedliche Faktorpreisrelationen. Die Produktionskosten eines Landes werden bestimmt durch die Preise der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital. Die Preisrelationen zwischen Arbeit, Boden und Kapital unterscheiden sich in verschiedenen Ländern. Ob der Preis für Arbeit im Verhältnis zu den Kapitalkosten teuer ist oder nicht, hängt ab von den Faktorproportionen, das heißt davon, ob ein Produktionsfaktor verglichen mit den anderen in einem Land reichlich zur Verfügung steht oder knapp ist. Ist beispielsweise in einem Land E Arc) Neuere Außenhandelstheorien: die Faktorproportionentheorie von Eli Heckscher und Bertil Ohlin beit im Verhältnis zum Kapital reichlich vorhanden, werden die Kapitalkosten (Zinsen) vergleichsweise zu den Löhnen hoch sein. Ist dagegen in einem Land I Arbeit im Verhältnis zum Kapitalbestand relativ knapp, werden die Löhne in Relation zu den Zinsen beträchtlich sein. Land E kann deshalb arbeitsintensive Produkte wie zum Beispiel Teppiche günstiger herstellen als I und hat bei solchen Gütern einen komparativen Kostenvorteil. In I werden die Arbeitsplätze eine relativ hohe Ausstattung mit Sachkapital aufweisen, und das Land hat komparative Kostenvorteile bei kapitalintensiven Gütern wie Maschinen. Allerdings wird in der Realität eine vollständige Spezialisierung auf arbeitsintensive Güter von arbeitsreichen Ländern, zu denen oft Entwicklungsländer (E) gehören, kaum angestrebt. Die Differenz im Know-how zu den kapitalreichen Ländern (Industrieländer I) würde sich vergrößern, weil die kapitalintensiven Güter ein höheres Wachstumspotenzial besitzen. [...] Klaus-Peter Kruber, Anna Lena Mees, Christian Meyer, Theoretische Grundlagen des internationalen Handels, www.bpb.de, 27.8.2008 30 35 40 45 50 5 10 15 Die Geschichte der internationalen Wirtschaftsbeziehungen ist geprägt durch die Auseinandersetzung zwischen Vertretern des Freihandels und des Protektionismus. Erstere plädieren für den Abbau von Handelshemmnissen und die gegenseitige Öffnung der Märkte. Protektionisten befürworten den Schutz des heimischen Marktes durch Aufbau von Handelshemmnissen. In der Wirtschaftsgeschichte lassen sich Phasen unterscheiden, in denen mal das eine, mal das andere Prinzip stärker dominierte. Im Zeitalter des Merkantilismus (16. bis 18. Jahrhundert) war die Außenhandelspolitik der europäischen Staaten beispielsweise geprägt vom Protektionismus. Mit der Industrialisierung und der Verbesserung des Transportwesens begann ab Ende des 18. Jahrhunderts eine Phase intensiver Ausdehd) Freihandel versus Protektionismus nung des internationalen Handels. Vorreiter des Freihandels war zunächst England, die stärkste Wirtschaftsnation des 19. Jahrhunderts. […] Zwischen 1850 und 1880 setzte sich der Freihandel in Europa und Nordamerika weitgehend durch, der Welthandel erlebte bis zum Ersten Weltkrieg eine Blütezeit. Von 1914 bis 1945 dominierte wiederum der Protektionismus. Die beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise führten zu einem starken Rückgang des Handels […] Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Initiative zur Wiederbelebung der Weltwirtschaft von den USA aus. Instrument der Handelsliberalisierung war das GATT bzw. ab 1995 die Welthandelsorganisation. […] Allerdings erfasste auch in Zeiten verstärkter Liberalisierung die Tendenz zum Freihandel nicht alle Wirtschaftszweige glei20 25 30 35 Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei g nt um d es C .C .B uc h r V er la gs | |
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