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Einführung 13 Einführung Lebenskunst, zwanzig Jahre später Wir schreiben das Jahr 2033. Schon vor zwanzig Jahren hatte sich über die rasche Verbreitung von Car-SharingModellen und Giveboxen in den Städten der Paradigmenwechsel vom Besitzen zum Nutzen angekündigt, der heute im vollen Gange ist: Es gilt mittlerweile als cool, nur noch so viel wie nötig und so wenig wie möglich zu haben. Es ist der Lifestyle des Loslassens (neudeutsch LORAF = Lifestyle of Relief and Fun): Was man nicht hat, braucht keinen Raum, was man nicht hat, kann nicht geklaut werden, was man nicht hat, braucht nicht umzuziehen, was man nicht hat, kostet nichts. Umgekehrt erhöht sich die Nutzungsdauer jedes Produkts durch seinen sozialen Gebrauch. Man hat jetzt viel weniger: Die durchschnittliche Menge an Produkten, die jeder Deutsche besitzt, ist von 10 000 im Jahr 2012 auf heute 5 000 abgesunken. Der Materialverbrauch hat sich mithin halbiert, die Emissionsmenge ebenfalls. Der Spaß hat sich verdoppelt, die verfügbare Zeit vermehrt: Man verschwendet sich nicht mehr an Konsumentscheidungen. Das kulturelle Modell heißt: Lebenskunst. Das zugehörige Adjektiv: leicht. Die Mikrogenossenschaften […] sind natürlich nur ein kleines Element einer insgesamt leichter gewordenen kulturellen Praxis. Die meisten Leute arbeiten heute weniger. Klar: Weil der Rückgang der Produktion erheblich weniger Arbeitskraft und -zeit erfordert. Anders als im Spätkapitalismus führt Produktivitätsfortschritt heute nicht mehr zum Abbau von Arbeitsplätzen, sondern zur Verkürzung der Arbeitszeit. Viele Beschäftigte arbeiten heute nur noch halbtags; sie verdienen natürlich auch nur noch die Hälfte, was sich auf den Lebensstandard aber kaum auswirkt, weil sie insgesamt weniger Geld für Konsum brauchen. Obwohl der Gesetzgeber dafür gesorgt hat, dass endlich die lange Zeit externalisierten Kosten (wie die des Umweltverbrauchs) in die Preise eingerechnet werden, ist zwar vieles teurer geHendrik Dorgathen: Was kommt? Hendrik Dorgathen: Utopia 5 10 15 20 25 30 35 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge n um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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