Volltext anzeigen | |
Grundlagen: Baustein 4: TTIP – ein Programm für Wohlstand? 187 TTIP: Das Dilemma unsicherer Prognosen verbands Beuc. Im Übrigen könnte ein transatlantisches Freihandelsabkommen aber auch unerwartete negative Folgen haben. Traditionelle Handelspartner und Entwicklungsländer könnten sich, anders als es Brüssel und Washington vorhersehen, als Verlierer erweisen. Die ifoExperten haben die Folgen des TTIP für 126 Staaten untersucht. Demnach hätte die USA-EU-Verbrüderung zur Folge, dass die beiden Volkswirtschaften weniger Güter und Dienstleistungen aus dem Rest der Welt importierten. Vor allem traditionelle Handelspartner der USA müssten eine Verringerung des Pro-Kopf-Einkommens hinnehmen – Kanada etwa drohte ein Minus von 9,5 Prozent, in Mexiko wären es minus 7,2 Prozent. Auch Japan wäre betroffen; dort verminderte sich das langfristige Pro-Kopf-Einkommen um fast sechs Prozent. Weitere mögliche Verlierer sehen die Ökonomen in den Entwicklungsländern, vor allem in Afrika und Zentralasien. Das alles spricht nach Ansicht von Ökonomen allerdings nicht gegen das Abkommen. Weltweit rechnen sie mit realen Wohlfahrtsgewinnen durch den Abbau von Handelskosten. Laut ifo stiege das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen rund um den Globus durch TTIP um 3,3 Prozent. „Die Wohlfahrtsgewinne für die EU und die USA sollten Anreiz sein, sich in künftigen multilateralen Verhandlungen kompromissbereit gegenüber den Verlierern des Abkommens zu zeigen“, sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. So könnte TTIP selbst der seit Langem stockenden DohaEntwicklungsrunde neuen Schwung geben. (Thomas Ludwig, in: Handelsblatt v. 19.6.2013, S. 4) Positive Auswirkungen: Ehrgeiziges Programm für mehr Wachstum „Wir sollten ehrgeizig sein und die Ambitionen nicht nach unten schrauben, nur um zu irgendeinem Verhandlungsergebnis zu kommen“, sagte US-Präsident Barack Obama […] beim Startschuss für die Verhandlungen zwischen der EU und den USA über die Transatlantische Handelsund Investitionspartnerschaft (TTIP). Obamas Ehrgeiz kommt nicht von ungefähr. Der Präsident weiß, dass nur ein weitreichendes Abkommen ohne viele Ausnahmen die gewünschten positiven Wachstumseffekte für sein Land haben wird. Das bestätigen auch Ökonomen. Gelingt es Europa und den USA, nicht nur Zölle zu beseitigen, sondern auch überflüssige Regulierung abzubauen und gemeinsame Technikstandards zu schaffen, dürften die USA mehr als alle anderen vom freien Handel über den Atlantik profitieren. Laut einer ifo-Studie könnten in den USA rund 1,1 Millionen neue Jobs entstehen; das Pro-Kopf-Einkommen stiege um 13,4 Prozent. Das reale Pro-Kopf-Einkommen in den EU-Staaten wüchse im Gegenzug nur um durchschnittlich fünf Prozent. Deutschland läge sogar noch etwas darunter. Immerhin, so schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie, könnten auch hierzulande bis zu 100 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Ein transatlantisches Freihandelsabkommen wäre „die günstigste Konjunkturankurbelung, die man sich vorstellen kann“, betont EU-Handelskommissar Karel De Gucht immer wieder. Und auch Obama will die Gespräche in seiner zweiten Amtszeit abschließen. Doch es gibt jede Menge Fallstricke. Sie reichen vom Streit um geografische Herkunftsbezeichnungen über genveränderte Lebensmittel bis hin zu Rechtssicherheit bei Investitionen. Verbraucherschützer warnen vor negativen Folgen. US-Lobbyisten der Agrarund Lebensmittelwirtschaft üben bereits massiv Druck auf die Regierung in Washington aus, sie möge störende Schutzstandards in Europa beseitigen. „Ein Abkommen zwischen der EU und den USA berührt nahezu alle Lebensbereiche der Menschen. Deshalb darf es keine Abstriche beim Verbraucherschutz geben“, fordert dagegen Monique Goyens, Generaldirektorin des Europäischen Verbraucher5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70Nu r z P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |