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Vertiefung: Freihandelszonen: Wer gewinnt, wer verliert? 197 Diskutieren Sie abschließend im gesamten Kurs mithilfe einer Positionslinie [s. S. 357] die grundlegende Streitfrage, ob das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) ein Erfolgsmodell ist. Nehmen Sie dabei auch Stellung zu der Kontroverse, inwiefern NAFTA als Orientierung für das geplante Freihandelsabkommen TTIP gelten kann. Zusatzaufgabe: Für eine Facharbeit oder auch ein Referat bietet sich im Zusammenhang mit der kontroversen Debatte um den Freihandel (Stichwort: „Öffnung der Märkte“) die immer wieder in öffentlichen Diskussionen auftauchende Forderung nach Schutzzöllen an. Hier sollten dann einerseits die grundlegenden Vorteile und Nachteile von Zöllen für Konsumenten und Produzenten erörtert, andererseits die Folgen einer solchen Schutzzollpolitik an einem konkreten Fallbeispiel diskutiert werden. 3 4 BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) um zehn Prozent, zwischen den BRICSStaaten und den USA sogar um 30 Prozent des bisherigen Handelsvolumens sinken. Bei den meisten Produkten sind die Zölle zwischen der EU und den USA aber bereits sehr niedrig. Brandi: Ja, aber es gibt Ausnahmen. Ein Beispiel sind Textilien. Als Folge von TTIP könnte sich der Handel mit Textilien und Kleidung zwischen der EU und den USA verstärken. Eventuell würde die EU mehr Kleidung importieren, die in den USA statt in Entwicklungsländern wie Kambodscha oder Bangladesch gefertigt wurde. Die niedrigeren Zölle könnten die dort höheren Lohnkosten zum Teil ausgleichen. Damit gerieten diese Länder stärker unter Wettbewerbsdruck und müssten womöglich noch günstiger produzieren. Das könnte die Arbeitsbedingungen dort weiter verschlechtern, obwohl auch TTIP die aktuell starke Wettbewerbsposition der südostasiatischen Produzenten nicht vollkommen unterwandern können wird. Verlieren werden die Ärmsten Fragen an Clara Brandi, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn. Die Ökonomin und Politikwissenschaftlerin ist Expertin für Weltwirtschaft und Entwicklungsfinanzierung. Süddeutsche.de: Durch das Freihandelsabkommen TTIP würden 800 Millionen der reichsten Konsumenten der Welt einer gemeinsamen Freihandelszone angehören – und womöglich noch reicher werden. Wer sind die Verlierer in diesem Szenario? Clara Brandi: EU und USA gewinnen auf Kosten der anderen – vor allem der Entwicklungsund Schwellenländer. Einer Studie des ifo-Instituts zufolge gehören Mexiko, Niger und Algerien zu den größten Verlierern durch TTIP. Mexiko würde nach dieser Prognose 7,2 Prozent des realen Pro-Kopf-Einkommens einbüßen. Gerade in politisch instabilen Staaten birgt ein solcher Einbruch große Risiken. TTIP hätte Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft, am Verhandlungstisch sitzen aber nur die USA und die EU. Wer vertritt hier die Perspektive der armen Länder? Brandi: Niemand. Die Interessen der Entwicklungsländer werden in der Debatte kaum wahrgenommen. Dabei sind sie unmittelbar und ganz existenziell betroffen. Welche konkreten Nachteile müssten Entwicklungsund Schwellenländer durch TTIP befürchten? Brandi: Zum einen sollen Zölle für den Handel zwischen USA und EU gesenkt werden. Das macht Drittstaaten weniger konkurrenzfähig, weil ihre Produkte im Vergleich teurer würden. Der ifo-Studie zufolge würde der Handel zwischen Deutschland und den Fallbeispiel 2: Folgen von TTIP für Entwicklungsländer 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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