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Grundlagen: Grundprinzipien staatlicher Sozialpolitik: Familienpolitik 231 Dafür waren ihre Gehälter etwas niedriger, was die Forscher mit der längeren Abwesenheit vom Arbeitsplatz erklären. Karrieremäßig scheint die längere Kinderzeit also immer noch ein Opfer zu sein. Aber was bringt es den Kindern? Die Forscher können überraschenderweise keine positiven Wirkungen ausmachen, jedenfalls nicht anhand des Schulerfolgs und ähnlich harter Erfolgskriterien. Die Kinder, deren Mütter von den verbesserten Möglichkeiten profitierten, schnitten bei der Aufteilung auf Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien nicht besser ab als Kinder, die etwas früher geboren worden waren. Auch der Anteil derer, die Abitur machten, war bei den von längeren Erziehungszeiten Begünstigten nicht höher. Ihre Gehälter waren nicht höher, das Arbeitslosigkeitsrisiko nicht geringer. Das würde bedeuten, dass die positiven Wirkungen längerer Betreuungszeiten durch die Mütter auf ihre Kinder zumindest nicht so durchschlagend sind, dass sie sich am Schulerfolg messen lassen. Eine Studie aus Norwegen kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis. Drei Ökonomen aus der Forschungsabteilung des Statistikamts untersuchten, wie sich unfreiwillige Arbeitslosigkeit von Vätern und Müttern auf den Schulerfolg der Kinder auswirkt. Sie stellten fest, dass die Leistungen der Kinder besser wurden, wenn die Mutter durch eine Fabrikschließung ihren Arbeitsplatz verlor. Wenn das dem Vater passierte, verschlechterten sich ihre Leistungen dagegen. (Norbert Häring, in: Handelsblatt Nr. 208 vom 29.10.2007, S. 9; zugrunde liegende Studien: Maternity Leave Legislation, Female Labor Supply and the Family Wage Gap, von Uta Schönberg und Johannes Ludsteck, Arbeitspapier, März 2007; The Effect of Expansions in Maternity Leave Coverage on Children’s Long Term Outcomes, von Christian Dustmann und Uta Schönberg, Arbeitspapier, Juli 2007; Parental Job Loss and Children’s School Performance, von Mari Rege, Kjetil Telle und Mart Votruba, Statistics Norway, Oktober 2007) 2. Welche Auswirkungen haben Kita und Betreuungsgeld? Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD ließ unter anderem die Auswirkungen des Betreuungsgelds [vgl. S. 226 f.] in Norwegen untersuchen. Das Urteil ist eindeutig: Derartige Subventionen könnten sich „auf die Arbeitsmarktbeteiligung von Migrantinnen höchst nachteilig auswirken“, heißt es in der Studie „Jobs for Immigrants“. Insbesondere sozial schwache Familien tendierten dazu, eher das Geld vom Staat anzunehmen und die Kinder zu Hause zu betreuen – allein in Norwegen hätten 15 Prozent der Migrantinnen nach Einführung des Betreuungsgelds ihren Job aufgegeben, so die Studie. Genau diese Gruppe aber profitiere am meisten von den Bildungsangeboten einer Kita. Zu ähnlichen Befunden kommt auch eine Analyse der Friedrich-Ebert-Stiftung. In der Studie hat man neben Norwegen auch die skandinavischen Nachbarländer Finnland und Schweden untersucht, die oft als Vorreiter in der Familienpolitik gelten. In allen drei Staaten seien unter den Empfängern der Leistung „Frauen mit geringer Bildung, niedrigem Einkommen und Migrationshintergrund“ überrepräsentiert – also jene „mit den schwächsten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt“. Darüber, ob und wie sich diese Befunde auf Deutschland übertragen lassen, wird nun einmal mehr heftig gestritten. Tatsächlich unterscheiden sich die Varianten des Betreuungsgelds erheblich: Während in Deutschland ein Betrag von 150 Euro monatlich gezahlt werden soll, bekommen Eltern in Finnland rund 330 Euro, in Schweden etwa 340 Euro und in Norwegen gut 430 Euro. Wahlfreiheit allerdings ist auch dort ein Thema: Seit man in Schweden den Kita-Ausbau massiv vorangetrieben hat, sank dort der Anteil der BetreuungsgeldEmpfänger von 75 auf 25 Prozent. Die OECD empfiehlt, das Betreuungsgeld nicht für Kinder über drei Jahren anzubieten. (Das Parlament v. 18.6.2012, S. 3) 3. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Kita-Besuch (oder Bildungsniveau?) und Schulerfolg? „Der gesellschaftliche Wandel schlägt sich in der Forschung nieder, und vielleicht hat auch die Forschung den gesellschaftlichen Wandel mit herbeigeführt“, sagt die Ökonomin und Sozialwissenschaftlerin C. Katharina Spieß […]: Je länger ein Kind in eine Kindertageseinrichtung geht, umso mehr sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind später auf die Hauptschule kommt. Andersherum ausgedrückt: Viele Kita-Jahre sind eine gute Voraussetzung dafür, später ein Gymnasium zu besuchen. 97 Prozent aller Kinder in Deutschland besuchen in ihrer gesamten frühen Kindheit zumindest ein Jahr eine Kita, das ist eine bekannte Größe, doch bisher hat niemand die Dauer des Kita-Besuchs untersucht und da40 45 50 55 60 65 5 10 15 20 25 30 35 5 10 Nu r z u Pr üf z ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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