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Grundlagen: Baustein 1: Die internationalen Beziehungen 437 Grundlagen Baustein 1: Die internationalen Beziehungen im Spiegel der Friedensund Konfliktforschung Der Stand der Forschung Zur Begriffsbestimmung von „Krieg“ und „Frieden“ Obwohl oder auch weil es in der Menschheitsgeschichte nie eine längere Periode ohne Krieg gegeben hat, gilt der „ewige Frieden“ (I. Kant) als einer der ältesten Wunschträume der Menschen. Das Nachdenken über Krieg und Frieden ist so lange belegt, wie es schriftliche Aufzeichnungen der Menschen gibt. Aber erst seit dem Ende des Ersten Weltkrieges, gleichsam als Antwort auf den Schock über die Schrecken dieses Krieges, entwickelte sich die Friedensund Konfliktforschung und damit die Lehre von den internationalen Beziehungen als akademische Disziplin. Damals wie heute galt und gilt die Frage nach den Ursachen, Bedingungen und Erscheinungsformen von Krieg und Frieden sowie nach prozessualen Möglichkeiten der internationalen Konfliktbearbeitung als Kernstück der Disziplin. Die wesentliche neue Zielperspektive ist dabei die Eingrenzung und Verrechtlichung des Krieges und die Überwindung des Krieges als „ultima ratio“ der Politik. Wie die Begriffe Frieden und Krieg gegeneinander abzugrenzen sind und welche Strategien zur Erreichung des „Friedens“ zu ergreifen sind, ist in der wissenschaftlichen Forschung umstritten. Zwar ist unumstritten, dass Krieg und Frieden zwei begrifflich klar unterscheidbare, sich ausschließende politische Zustände sind, doch kann letztlich die eindeutige Unterscheidung nur als „idealtypisches“ Konstrukt verstanden werden. Zwar bedeutet Frieden immer „Nicht-Krieg“ und als Krieg wird in der Regel die rechtliche Form bewaffneter Konfliktregelung verstanden, doch zwischen Krieg und Frieden existiert eine „Grauzone“ von Phänomenen, die im klassischen Sinn (definiert durch Kriegserklärung und Friedensvertrag) noch keinen Krieg darstellen, zugleich aber nicht mehr als „Frieden“ (im Sinne der Abwesenheit militärischer Gewaltanwendung) bezeichnet werden können, wie etwa Bürgerkriege, Guerillakriege und der Nahostkonflikt zeigen. So galt der über 40 Jahre währende Ost-West-Konflikt als „Kalter Krieg“, d. h. als ein Übergangszustand zum „heißen Krieg“. Deshalb ist es sinnvoll, Krieg und Frieden nicht als absolute Größen zu betrachten, sondern als Eckpunkte eines Prozesses von Phänomenen, deren Grenzen in der Realität fließend sind und deren Übergänge nicht klar identifizierbar sind, wie folgende Grafik verdeutlicht: (Autorentext) Konflikte Krieg Frieden Gewalt 5 10 15 20 25 30 35 40 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C .B uc hn er V er la gs | |
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