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Grundlagen: Baustein 1: Die internationalen Beziehungen 439 aus dem Hinterhalt oder hohe Kosten verursachende Sabotageakte. Wenn dies auch Anschläge auf Unschuldige und Unbeteiligte impliziert, spricht man von Terrorismus (siehe unten). Als Staatsstreich oder Putsch bezeichnet man den irregulären Transfer der Regierungsgewalt, oft ohne den Einsatz militärischer Mittel, meist aber unter Androhung dieser, üblicherweise durch das Militär oder mit dessen Hilfe. Er bringt in der Regel einen zumindest temporären Wandel der politischen Ordnung mit sich. Revolutionen hingegen zielen immer auf die Umwälzung der politischen und sozialen Ordnung ab; sie tendieren ebenfalls zur Eskalation in den Bereich der Gewalt, wenn sich die Exponenten der alten Ordnung mit militärischen Mitteln wehren. Aufstände und Revolutionen werden auf diese Weise zu Bürgerkriegen. Unter anderem als sogenannte neue Kriege sind innerstaatliche Kriege und Konflikte seit Ende des Kalten Krieges wieder stark in der Diskussion. Diese zeichnen sich gemäß Herfried Münkler durch die Entstaatlichung und Privatisierung kriegerischer Gewalt aus, die häufig mit einer Kriminalisierung und Kommerzialisierung einhergeht. Bereits zu Beginn der 1990er-Jahre prophezeite der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld der Welt eine neue Form des Krieges und nannte als Beispiele Somalia, Angola, Kurdistan, Libanon, Sri Lanka und auch die Favelas von Rio de Janeiro; der herkömmliche, zwischenstaatliche Krieg sei ein Auslaufmodell. Nicht schwere, moderne Waffen kommen im neuen Krieg des 21. Jahrhunderts zum Einsatz, so van Creveld, sondern leichte, primitive und vor allem billige Kampfmittel. Nuklearwaffen spielten im 21. Jahrhundert keine Rolle mehr. Darin hat sich van Creveld aber wohl getäuscht: Der nukleare Nervenkrieg zwischen Indien und Pakistan vom Frühjahr 1998, der andauernde Konflikt um das nordkoreanische Nuklearprogramm sowie die nuklearen Ambitionen Irans erinnern daran, dass Nuklearwaffen weiterhin ein Problem sind. Auch hat der neue Krieg den „alten“, zwischenstaatlichen Krieg nicht abgelöst, wie der zweite Golfkrieg vom Frühjahr 2003 zeigte. Zudem sind die Übergänge fließend: Innerstaatliche Kriege eskalieren namentlich dann, wenn sich weitere Staaten in den Konflikt zwecks Unterstützung der einen oder beider Seiten einmischen. […] Der Krieg ist ein „Chamäleon“, er hat viele Erscheinungsformen, und vieles spricht dafür, dass Terrorismus eine davon geworden ist. Terrorismus kann man als „politisch motivierte Form der Gewaltkriminalität“ definieren, wie dies im „Brockhaus“ geschieht, und ihn damit nach „unten“ von allgemeinen Gewalttaten abgrenzen, denen das Motiv des Politischen fehlt. Die Abgrenzung nach „oben“, in Richtung Krieg, ist schwieriger. Der Terrorismus bedient sich der Verbreitung von Angst und Schrecken durch die Anwendung von Gewalt, auch und vornehmlich gegenüber Unschuldigen, und zwar willkürlich und wahllos. Das Merkmal besonderer Rücksichtslosigkeit auch gegen Unschuldige reicht zur Abgrenzung des Terrorismus vom zwischenstaatlichen und innerstaatlichen Krieg offensichtlich nicht aus, weil in allen Kriegen bis hin zum zweiten Golfkrieg 2003 Opfer unter der Zivilbevölkerung zumindest in Kauf genommen werden. Zudem gibt es genügend Beispiele, in denen die Kriegführenden sehr bewusst zivile Infrastruktur oder die Zivilbevölkerung ins Visier nehmen; man denke an die Flächenbombardierungen des Zweiten Weltkriegs oder die Exzesse marodierender Banden in afrikanischen Kriegen. Krieg wird damit zum Terrorismus. (Dieter Ruloff/Livia Schubiger: Kriegerische Konflikte: eine Übersicht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Zeitschrift „Das Parlament“ Nr. 16 – 17/2007, S. 11 ff.) Arbeiten Sie die wesentlichen Interessen und Probleme der Friedensund Konfliktforschung heraus. Erläutern Sie, nach welchen Kriterien die Verfasser eine Klassifizierung von Konflikten und Kriegen vornehmen, und erklären Sie, warum sie den Krieg als „Chamäleon“ bezeichnen. Nennen Sie aktuelle Beispiele für die unterschiedlichen Konfliktformen. Tipp: Unter www.hiik.de (Heidelberger Konfliktforschungsinstitut) finden Sie dazu wertvolle Informationen. 1 2 3 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu m de s C .C .B ch ne r V er la gs | |
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