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Grundlagen: Baustein 2: Dimensionen des Nahostkonflikts 447 Der Beginn des Nahostkonflikts Die Wurzeln des Konfliktes: ein Land – zwei Völker Die Wurzeln des Hasses und des Misstrauens zwischen Israelis und Palästinensern beruhen auf dem Anspruch beider auf ihre historischen und religiösen Rechte auf dasselbe Land – Palästina. Die Palästinenser verstehen sich als „Rechtsnachfolger der Kanaaniter und Philister“ (ca. 12./11. Jahrhundert v. Chr.), um so zu dokumentieren, dass sie noch vor den Juden in Palästina waren. Sie erinnern an militärische Siege der Araber unter Mohammed gegen jüdische Heere 628 n. Chr. Um die Wende des 19./20. Jahrhunderts kam es im Nahen Osten zu einer ersten Artikulation eines arabischen Nationalismus und dem Wunsch nach einem arabischen Großreich. Der Zusammenbruch des türkischen Reiches 1915 brachte nicht die erhoffte Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, sondern die Großmächte England und Frankreich errichteten eine neue Fremdherrschaft. Für Palästina sahen sie einen internationalen Status vor. In einer gemeinsamen Regierungserklärung sicherten die Briten und Franzosen der arabischen Bevölkerung 1918 die Unabhängigkeit zu, die politische Zukunft Palästinas wurde von 1920 bis 1948 durch die englische Mandatsherrschaft bestimmt. Parallel zur Entwicklung auf arabischer Seite entstand seit Ende des 19. Jahrhunderts auch die jüdische Komponente des Konfliktes. Bedingt durch die Pogrome und den anwachsenden Antisemitismus in Europa stieg seit Beginn des 20. Jahrhunderts die jüdische Einwanderung (ca. 30 000 osteuropäische Juden) nach Palästina ständig an. Gestützt wurde diese Immigration durch die von Theodor Herzl begründete Idee des Zionismus und seine Forderung nach einem Staat der Juden auf dem Boden ihrer einstigen Väter. Denn aus jüdischer Perspektive, für die das Gebot der Erinnerung von zentraler Bedeutung für ihr religiöses Selbstverständnis ist, legitimiert sich der israelische Staat durch den Verweis auf die biblische Zeit und die göttliche Verheißung, d. h. auf das geschriebene Wort. Durch die Balfour-Erklärung 1917, benannt nach dem britischen Außenminister Arthur James Balfour, fügte die britische Regierung dem in dieser Region bereits lagernden Sprengstoff einen weiteren Sprengsatz hinzu, da sie den Juden die Errichtung einer „nationalen Heimstätte“ in Palästina versprach und auch heute noch verspricht. Infolgedessen standen sich die auf Errichtung und Absicherung einer jüdisch-nationalen Heimstatt ausgerichteten Zionisten und die auf Befreiung von fremder Herrschaft ausgerichteten Araber mit zunehmender Dauer der Mandatszeit immer unversöhnlicher gegenüber. So kam es 1936 – 1939 zum Generalstreik und zur arabischen Rebellion gegen die Mandatspolitik und die jüdische Kolonisation. Es folgten immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen. Beide Konfliktparteien beanspruchten schon während der Mandatszeit entsprechend ihrem „nationalen Selbstverständnis“ das ganze Land: Für die einen war es Palästina und für die anderen „Erez“ Israel, d. h. das Land der Verheißung. Die Judenverfolgungen und der Holocaust durch die Nationalsozialisten brachten in den 30erund 40er-Jahren des letz„Wir waren schon immer hier!“ 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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