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Kontroverse: Friedensperspektiven 497 Wer ist schuld, Herr Primor? – Interview mit Avi Primor Realität. Daher glaube ich, dass man auch mit der Hamasbewegung sprechen kann. Wir haben auch schon technische Arrangements mit der Hamas verhandelt. Nun muss man aber auch hinzufügen, dass gegen Gespräche mit der Hamas nicht nur Israel ist. Das sind auch die arabischen Länder, vor allem Ägypten, das sind die Amerikaner, das sind sogar die Europäer, die die Hamasbewegung als eine terroristische Bewegung bezeichnen. Das größte Hindernis für einen Frieden sind die weiter wachsenden jüdischen Siedlungen im Westjordanland, sagen die Palästinenser, wie Herr Frangi, und die Ungleichbehandlung der Palästinenser und der Juden in diesen Gebieten. Stimmt das? Ja. Da stimme ich dem Herrn Frangi hundertprozentig zu. Nun sind Sie bald 80 Jahre alt und haben sämtliche Kriege gegen ihre Nachbarn miterlebt. Haben Sie überhaupt noch Hoffnung, dass es mal einen dauerhaften Frieden zwischen Israel und den Palästinensern gibt? Ja, weil es keine Alternative dazu gibt. Wir können die Palästinenser nicht besiegen und sie können uns nicht besiegen. Wir werden uns miteinander abfinden müssen und die Mehrheit der Bevölkerung auf beiden Seiten ist schon so weit. Nur brauchen wir die internationale Unterstützung. Allerdings wird diese internationale Unterstützung auch kommen, weil sowohl die Amerikaner als auch die Europäer wiederholen, dass Frieden im Nahen Osten deren Interesse ist. Wenn wir die Bevölkerungen auf beiden Seiten gewinnen können, dann kann man den Frieden erreichen. Auf jeden Fall gibt es keine Alternative dazu. Von 1993 bis 1999 war Avi Primor israelischer Botschafter in Berlin und spricht im Interview mit Armin Hering über die Sicht der Israelis auf die Krise. Zusammen mit dem palästinensischen Politiker Abdallah Frangi erhielt er im vergangenen Jahr den Erich-MariaRemarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück für seine Verdienste im israelisch-palästinensischen Dialog. (Interview: Armin Hering, 16.7.2014; http://www.swr.de/swr1/rp/ programm/leben-im-gazastreifen/wer-ist-schuld-herr-primor/-/ id=446640/mpdid=13791134/nid=446640/did=13756194/181gi5p/ index.html) Wer ist verantwortlich für den aktuellen Krieg? Alle, weil alle versagten haben in den Friedensverhandlungen, und ohne Friedensverhandlungen wird es immer wieder Kriege geben, Terroranschläge und Vergeltungsmaßnahmen. Ich sehe die Schuld der israelischen Regierung wie auch der palästinensischen Regierung darin, dass sie nicht mutig genug waren. Aber wenn wir gezielt von der Situation heute sprechen, dann muss man sagen, dass die Hamasbewegung uns mit Raketen beschießt und die israelische Regierung hat sich erstaunlicherweise lange zurückgehalten. Sie hat der Hamasbewegung eine Ruhepause angeboten, aber die Hamas hat weitergeschossen. Irgendwann musste die Regierung reagieren, auch unter dem Druck der Bevölkerung, die nicht unter Raketenbeschuss leben wollte. Nun haben Sie gesagt, alle Seiten hätten versagt, weil sie in den Friedensverhandlungen nicht vorangekommen sind. Aber die Hamas saß ja eigentlich nie wirklich am Verhandlungstisch. Kann man denn mit der Hamas über Frieden sprechen? Zumal viele sagen, dass die Hamas das Existenzrecht Israels gar nicht anerkennt und Israel vernichten wolle. Sie predigen ganz offen die Vernichtung Israels und die Vernichtung der Juden. Dennoch muss man realistisch sein: Man verhandelt mit dem Feind. Auch die Fatahbewegung, mit der wir verhandeln wollen, war mal der gleichen Meinung. Man entwickelt sich mit der 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Nu zu P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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