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Kompetenztraining: Klausur 503 Kompetenztraining: Klausur Thema: Der Nahostkonflikt – eine Lösung in Sicht? Aufgabenarten: Darstellung – Analyse – Erörterung Darstellung – Analyse – Gestaltung 1. Stellen Sie das Friedenskonzept von Johan Galtung oder von Dieter Senghaas dar. (25 Punkte) 2. Analysieren Sie den folgenden Text im Hinblick auf die Position des Autors zu den Folgen des Gaza-Krieges und erläutern Sie seine Haltung zur Friedenswilligkeit der israelischen Regierung. (50 Punkte) 3. Erörtern Sie unter Einbeziehung der Position des Autors die aktuellen Chancen und Hindernisse für eine friedliche Lösung im Nahostkonflikt. (30 Punkte) Gestaltungsaufgabe: 4. Entwerfen Sie unter Einbeziehung der Position des Autors ein Positivoder ein Negativszenario für die Entwicklung des Nahostkonfliktes. (30 Punkte) Nach 50 Tagen ist der Krieg vorbei. Halleluja! Wozu also dieser Krieg? Die ehrliche Antwort ist: für nichts. […] Das Ergebnis? Klar ein Unentschieden. Aber, wie ich schon vorhersagte, wenn eine kleine Widerstandsorganisation gegenüber einer der mächtigsten Militärmaschinerien der Welt ein Unentschieden erreicht, war es ein Grund zu feiern, wie sie es auch taten: am 50. Tag des Krieges für Nichts. Was verloren beide Seiten? Die Palästinenser haben riesige materielle Verluste. Tausende von Wohnungen wurden zerstört, um ihren Geist zu brechen. Einige mit magerem Vorwand, andere ohne irgendeinen. In den letzten Tagen zerstörte die Luftwaffe systematisch die luxuriösen Hochhäuser im Zentrum von Gaza. Die palästinensischen menschlichen Verluste waren ebenfalls enorm. Die Israelis weinten keine Träne. Auf der israelischen Seite waren die menschlichen und materiellen Verluste vergleichsweise klein. Wirtschaftliche Verluste waren bedeutsam, aber erträglich. Es sind die unsichtbaren Verluste, die zählen. Die Delegitimation Israels in aller Welt nimmt zu. Millionen Menschen haben die täglichen Bilder aus Gaza gesehen, und bewusst oder unbewusst hat sich ihr Bild von Israel verändert. Für viele ist das „tapfere kleine Land“ zu einem brutalen Monster geworden. Antisemitismus nimmt in gefährlicher Weise zu, wird uns erzählt. Israel behauptet, der Nationalstaat des jüdischen Volkes zu sein, und die meisten Juden verteidigen Israel und identifizieren sich mit ihm. Die neue Wut gegen Israel sieht manchmal wie der Antisemitismus in alten Zeiten aus, und manchmal ist er es auch. […] Man neigt dazu, den gefährlichsten Aspekt zu übersehen. Ein riesiger Hass ist in Gaza geschaffen worden. Wie viele der Kinder, die wir mit ihren Müttern von ihren Wohnungen wegrennen sahen, werden „Terroristen“ von morgen werden? Millionen Kinder in der ganzen arabischen Welt haben die Bilder gesehen, die täglich durch Aljazeera in die Wohnungen strahlten; und werden so bittere Hasser Israels. Aljazeera ist eine Weltmacht. Während seine englischsprachige Version versuchte, moderat zu sein, hatte die arabische Version keine Bremsen – Stunde um Stunde brachte sie ihre Berichte und zeigte die herzzerbrechenden Bilder aus Gaza, die getöteten Kinder, die zerstörten Häuser. Auf der anderen Seite ist die generationenalte Feindschaft der arabischen Regierungen gegen Israel gebrochen: Ägypten, Saudi-Arabien und alle Golfstaaten (außer Qatar) arbeiten jetzt offen mit Israel zusammen. Kann dies politische Früchte in der Zukunft bringen? Es könnte, wenn unsere Regierung wirklich an Frieden interessiert wäre. In Israel selbst hat der Faschismus seinen hässlichen und unverkennbaren Kopf emporgehoben. „Tod den Arabern“ und „Tod den Linken“ ist zu einem legitimen Schlachtruf geworden. Einige dieser widerlichen Wellen werden hoffentlich schwinden, aber einige werden wohl bleiben und zu einem regulären Charakterzug werden. Netanjahus persönliches Schicksal ist hinter Wolken verborgen. Während des Krieges stieg seine Popularität sehr. Jetzt ist sie im freien Fall. Es genügt nicht, Reden über den Sieg zu halten. Der Sieg muss gesehen werden, wenn möglich ohne Mikroskop. Krieg ist eine Sache der Macht. Die Fakten, die auf dem Schlachtfeld geschaffen werden, spiegeln sich in den politischen Folgen wider. Wenn die Schlacht mit einem Unentschieden endet, werden die politischen Folgen auch unentschieden sein. Über die Illusion des Sieges hat schon König Pyrrhus von Epirus gesagt: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“ (Uri Avnery, 30.8.2014: Der Krieg für nichts; aus dem Englischen: Ellen Rohlfs, vom Verfasser autorisiert; http://www.uri-avnery.de/ news/300/17/Der-Krieg-fuer-nichts) 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 ur zu P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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