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Vertiefung: China im 21. Jahrhundert – viele Herausforderungen 535 Vertiefung: China im 21. Jahrhundert – viele Herausforderungen Chinas Zukunft – Probleme und Szenarien Ein enormes Potenzial an Problemen Mit beeindruckender Geschwindigkeit ist China dank seines ökonomischen und politischen Aufstiegs von der Peripherie ins Zentrum von Weltwirtschaft und Weltpolitik gerückt. China ist heute eine Weltmacht im Werden. Doch dieser Aufstieg hat immer deutlicher werdende Schattenseiten. China steht vor großen Herausforderungen. Trotz zweistelliger Wachstumsraten über viele Jahre und rekordhoher Devisenreserven (über 1 500 Milliarden USDollar) ist China keineswegs ein reiches Land. Erst im Jahr 2002 hat das nominale Pro-Kopf-Einkommen die Grenze von tausend US-Dollar überschritten und 2007 rund 1 500 US-Dollar erreicht. Die rapide Modernisierung Chinas hat bestehende innere Widersprüche akzentuiert. Das sich verschärfende innere Problempotenzial besteht unter anderem in einer ständigen Gratwanderung zwischen hohem Wachstum und Überhitzung, massiven gesellschaftlichen Ungleichgewichten, bis zu zweihundert Millionen Wanderarbeitern und hoher Arbeitslosigkeit sowie fortgesetzter Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen. Hinzu kommen wachsende soziale Proteste, Probleme bei der Implementierung von Politik und modernem Recht sowie eine systemische Korruption. Die Kommunistische Partei tut sich immer schwerer, diese Entwicklungen zu steuern und zu kontrollieren. […] Soziale Ungleichheit Im Rückblick haben die Wirtschaftsreformen in China zu erheblichen sozialen Verwerfungen geführt. China hat sich innerhalb von fünfundzwanzig Jahren von einer der egalitärsten Gesellschaften zu einer der ungleichsten entwickelt. Die wachsende soziale Ungleichheit und gewaltige Einkommensunterschiede zeigen sich insbesondere zwischen Stadt und Land, aber auch innerhalb der städtischen und ländlichen Schichten. 1990 betrug die Einkommensdifferenz zwischen den zwanzig Prozent der Bevölkerung mit dem höchsten und den zwanzig Prozent mit dem niedrigsten Einkommen etwa das Vierfache. Dieser Unterschied ist inzwischen auf fast das Dreizehnfache gestiegen. Verfügten die zwanzig Prozent mit dem höchsten Einkommen 1990 zu Beginn der Reformen über etwa neununddreißig Prozent des Gesamteinkommens, liegt dieser Wert inzwischen bei über achtzig Prozent. […] So erklärt es sich, dass laut Weltbank immer noch einhunderteins Millionen Chinesen unterhalb der Armutsgrenze von einem US-Dollar pro Tag leben, während sich das Land gleichzeitig zu einem boomenden Markt für teure Autos und andere Luxusimporte entwickelt hat. Stagnation auf dem Land Noch immer leben etwa sechzig Prozent der Bevölkerung auf dem Lande. Einkommensunterschiede zwischen Stadt und Land sind ein wichtiger Faktor für die Unzufriedenheit großer Teile der ländlichen Bevölkerung und für die anhaltende Landflucht. Zwar verminderten einerseits die ländlichen Wirtschaftsreformen vor allem in der Anfangsphase die Armut auf dem Lande beträchtlich. So konnte die Zahl der absolut Armen um über zweihundert Millionen reduziert werden. Andererseits geht die Schere zwischen ländlichen und städtischen Einkommen immer weiter auseinander. So Arbeitslose Wanderarbeiter in China 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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