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Vertiefung: Der Wirtschaftsstandort Deutschland in der Diskussion 69 Nachteile eines großen Handelsüberschusses Die hohen Exportüberschüsse und der starke Euro sind nach allgemeiner Auffassung ein Beweis für die Leistungsfähigkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Mit Sicherheit ist es ein Vorteil, wenn in einem Land Güter hergestellt werden, die in aller Welt begehrt sind, und wenn hohe beziehungsweise steigende Preise für diese Güter erzielt werden. Steigende Preise bei unverändertem Wechselkurs bedeuten, dass für eine Einheit eines im Inland erzeugten Gutes mehr Einheiten eines im Ausland erzeugten Gutes importiert werden können. Hierbei wird sichtbar, dass es auf das Austauschverhältnis ankommt und dass Güter exportiert werden, um im Gegenzug andere oder ähnliche Güter dafür einzutauschen. Es gibt kein originäres Interesse daran, einen Exportüberschuss zu erzielen, weil das ja bedeuten würde, dass auf den Gegenwert oder wenigstens auf den Gegenwert für einen Teil der exportierten Güter verzichtet würde. Allerdings kann es sinnvoll sein, für exportierte Güter nicht unmittelbar im Gegenzug wieder Güter zu imVorteile und Nachteile von Exportüberschüssen Vorteile eines Handelsüberschusses Aus binnenwirtschaftlicher Sicht bringt ein Exportüberschuss eine Reihe von Vorteilen für die exportstarke Volkswirtschaft: ⦁ Exporte sichern Arbeitsplätze; dieser Tatbestand ist gerade für eine Exportnation wie die Bundesrepublik Deutschland von großer Bedeutung. Die Ausfuhren leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung und Sicherung eines hohen Beschäftigungsstandes; ⦁ mit der Abwicklung von Exportaufträgen ist die Erzeugung von Gütern verbunden. Diese Mehrproduktion erhöht das Inlandsprodukt einer Volkswirtschaft und sorgt so für Wachstum; ⦁ mit der Erzeugung von Gütern ist untrennbar ein Anstieg des Einkommens verbunden; ⦁ infolge des Exportüberschusses fließen (über die Ausfuhren) mehr Devisen ins Inland, als umgekehrt (über die Einfuhren) Devisen ins Ausland abfließen. Per Saldo entsteht im Inland ein Devisenüberschuss. Er erhöht die Nettovermögensposition des Inlandes gegenüber dem Ausland. Das Inland ist Gläubigerland. Der solchermaßen entstandene Devisenvorrat stellt für die heimische Volkswirtschaft ein Polster dar, auf welches zurückgegriffen werden kann, wenn plötzlich internationale Zahlungsprobleme – etwa infolge steigender Importpreise [Beispiel Öl!] – auftreten. Die Devisenreserven können im Ausland wiederum zinstragend angelegt werden und erhöhen so über die Kapitalerträge weiterhin den Exportüberschuss. Hält die Bundesbank bzw. die Europäische Zentralbank die Devisenreserven und legt sie diese im Ausland zinstragend an, so steigern die Kapitalerträge den „Bundesbankgewinn“, der dem Staat zusätzliche Einnahmen bringt. (Gerhard Mussel/Jürgen Pätzold: Grundfragen der Wirtschaftspolitik, Vahlen, München 2012, S. 211 f.) 5 10 15 20 25 30 35 5 10 15 20 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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