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Vertiefung: Der Wirtschaftsstandort Deutschland in der Diskussion 83 zum Abschalten des letzten Atommeilers 2022 – bei großem Widerstand der Bürger vorantreiben. (Mindener Tageblatt v. 8.5.2014, S. 2: Gabriels Rabattkatalog – Fragen und Antworten [Tim Braune]) Energieexpertin Kempfert zu den Herausforderungen im Energiebereich Bedurfte es eines „Neustarts der Energiewende“? Weder war ein Neustart der Energiewende notwendig, noch muss das EEG ständig reformiert werden. Die Energiewende geht ja voran. Der Ausbau erneuerbarer Energien geht vielen zu schnell. Der starke Anstieg der EEG-Umlage hat jedoch weniger mit diesem Ausbau zu tun als mit zwei Sondereffekten: Der Strompreis an der Börse ist niedrig, und es wurden umfassende Ausnahmen für Unternehmen gewährt. Die EEG-Umlage errechnet sich aus der Differenz zum Börsenpreis. Je niedriger der Börsenpreis, desto höher ist die Umlage. Der Börsenpreis könnte wieder steigen, wenn das überschüssige Stromangebot vermindert würde, also alte ineffiziente Kohlekraftwerke zusätzlich zu den Atomkraftwerken vom Netz genommen würden: Zudem müssten die Preise für CO2-Emissionsrechte wieder deutlich steigen. „Wir haben die Nachteile aus der Energiewende gestrichen“, sagt die Bundesregierung. Hat sie recht? Nein. Weder wurden die ausufernden Ausnahmen für Unternehmen deutlich vermindert noch die wirklichen Herausforderungen der Energiewende angepackt. Das überschüssige Stromangebot kommt vor allem daher, dass zu viele Kohlekraftwerke bei einem hohen Anteil erneuerbarer Energien weiter durchlaufen. Dabei wäre es wichtig, den Markt weiter zu flexibilisieren. […] Was hätten Privatverbraucher davon, wenn das „Industrieprivileg“ wegfiele? Es gibt Berechnungen, die zeigen, dass die Privathaushalte einen bis anderthalb Cent je Kilowattstunde weniger zahlen müssten, ein vierköpfiger Haushalt also um bis zu 50 Euro im Jahr entlastet würde, wenn die Privilegien komplett gestrichen würden. Es geht allerdings nicht um eine komplette Streichung, sondern um ein sinnvolles Maß. Der angedrohte Wegzug ganzer Industriezweige macht Ihnen keine Sorgen? Die Frage ist, ob die Unternehmen tatsächlich abwandern oder mit ihren Drohungen eher wirtschaftliche Interessen verbunden sind. Fakt ist, dass durchschnittlich die Energiekosten eines Unternehmens etwa zwei bis drei Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Dabei spielen oftmals die Kosten für Öl und Gas eine deutlich größere Rolle als für Strom. Stromintensive Unternehmen sind von nahezu allen Belastungen ausgenommen. Sie zahlen keine Ökosteuer [s. Glossar], sie haben keine Kosten aus dem Emissionshandel [s. Glossar] oder der EEG-Umlage. Nur wenige Unternehmen wandern wirklich aufgrund der Energiekosten ab. Umgekehrt gibt es Beispiele, dass ausländische Unternehmen nach Deutschland kommen wegen der niedrigen Börsenstrompreise. […] Der Preisverfall an der Strombörse hat auch damit zu tun, dass Ökostrom seit 2010 an der Börse gehandelt wird und dort das Angebot aufbläht. Besteht hier Korrekturbedarf? Die damalige Bundesregierung wollte damit den Markt für erneuerbare Energien öffnen und somit den Kostendruck erhöhen. Leider hatte sie nicht im Blick, dass die konventionellen Kraftwerke weiterliefen. Weil CO2Emissionsrechte [s. Glossar] derzeit so billig sind, gibt es keine Anreize, alte Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen. Zum Korrekturbedarf: Der überschüssige Kohlestrom muss weiter abgebaut werden, die Preise im Emissionshandel müssen steigen. (Prof. Claudia Kempfert, Umweltökonomin und Leiterin der Abteilung Verkehr und Umwelt beim DIW Berlin: Vor allem ein Imageproblem, in: Das Parlament v. 25.8.2014, S. 13; das Interview führte Winfried Dolderer) Erläutern Sie die folgenden Sätze: a) „Der Börsenpreis könnte wieder steigen, wenn das überschüssige Stromangebot vermindert würde.“; b) „Es wäre wichtig, den Markt weiter zu flexibilisieren.“ Analysieren Sie die Wirkungen eines Wegfalls des „Industrieprivilegs“ beim Strompreis. Beurteilen Sie den Weg und die Herausforderungen des ErneuerbareEnergien-Gesetzes in Deutschland vor dem Hintergrund des Spannungsfeldes von Ökologie und Ökonomie. Beurteilen Sie die nebenstehende Werbung in Namibia (Foto). 1 2 3 4 55 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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