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1988 legte Paolo Cecchini seinen Bericht über die wirtschaftlichen Vorteile der europäischen Integration vor. Die EU-Kommission hatte in Hinblick auf die bis 1992 zu verwirklichende Vollendung des Europäischen Binnenmarktes die Untersuchung in Auftrag gegeben. Wenn alle Grenzkontrollen, technische Handelshemmnisse, Steuerschranken usw. wegfi elen, so Cecchinis Bericht, würden sich innerhalb der damaligen Gemeinschaft Kosten von etwa 200 Mrd. EUR einsparen lassen. Dies wiederum führe über niedrigere Preise zu mehr Wirtschaftswachstum und zur Entstehung von mindestens 1,8 Mio. neuen Arbeitsplätzen in wenigen Jahren. Im Jahre 2003, zum zehnten Jahrestag der Verwirklichung des Binnenmarktes, wurden die wirtschaftlichen Erfolge überprüft und Cecchinis Prognose weitgehend bestätigt: 2,5 Mio. neue Arbeitsplätze waren in der EU entstanden, der Wegfall von Grenzformalitäten hat Lieferfristen verkürzt und Kosten verringert. Für die Bürger und Verbraucher ergaben sich folgende Vorteile: Das Angebot an Nahrungsmitteln und Konsumgütern hat sich erheblich vergrößert und qualitativ verbessert. Preise für Waren und Lebensmittel sind durch Zunahme des Wettbewerbs gesunken. Neue Technologien und die Liberalisierung der Telekommunikationsdienste haben dazu beigetragen, dass Gebühren um bis zu 50 Prozent fielen. Flugreisen wurden um bis zu 40 Prozent billiger. Kunden genießen auch beim Einkauf in einem anderen EU-Staat vollen Verbraucherschutz. 15 Mio. EU-Bürger haben ihren Arbeitsplatz oder Wohnsitz in einen anderen EU-Mitgliedstaat verlagert. Die vier Freiheiten der EU (freier Personenverkehr, freier Warenverkehr, freier Dienstleistungsverkehr, freier Kapitalverkehr) wirken sich direkt auf die persönlichen berufl ichen und privaten Entwicklungsmöglichkeiten der Bevölkerung aus. Existieren europaweit einheitliche Vorschriften für die Produktion von Gütern, so müssen die Produzenten nicht für jedes Land eigene Vorschriften beachten. Dadurch lassen sich viele sog. „Transaktionskosten“ reduzieren oder fallen sogar ganz weg, z. B. die Kosten der Informationsbeschaffung, der Ausgestaltung unterschiedlicher Vertragsinhalte etc. Wird von einem Gut eine größere Menge produziert, lohnen sich in vielen Fällen andere Herstellungsverfahren, mit denen die Produktionskosten pro Stück reduziert werden können. Zunehmende europäische Integration bedeutet immer auch den Verlust von Autonomie. Die Bundesregierung kann im Zuge der zunehmenden europäischen In tegration immer weniger eigenständige Politik betreiben. Hohe Standards z. B. beim Verbraucherschutz, bei Sozialund Umweltstandards, im Lebensmittelbereich, bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen und bei technischen Vorgaben lassen sich nunmehr nur europaweit regeln, können jedoch häufi g nur mit Kompromissen erreicht werden. Eine gemeinsame Wirtschaftspolitik wird sich immer an der Gesamtheit der EU orientieren. Bei unterschiedlicher Wirtschaftslage in den einzelnen Ländern kann dies zu Zielkonfl ikten führen. Risiken der europäischen Integration 191 Fachwissen im Zusammenhang 82007_1_1_2015_172_197_Kapitel7.indd 191 15.05.15 11:58 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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