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510 15 20 25 Erich Kästner Stimmen aus dem Massengrab (1928) Da liegen wir und gingen längst in Stücken. Ihr kommt vorbei und denkt: Sie schlafen fest. Wir aber liegen schlafl os auf dem Rücken, weil uns die Angst um Euch nicht schlafen lässt. Wir haben Dreck im Mund. Wir müssen schweigen. Und möchten schreien, bis das Grab zerbricht! Und möchten schreiend aus den Gräbern steigen! Wir haben Dreck im Mund. Ihr hört uns nicht. Ihr hört nur auf das Plaudern der Pastoren, wenn sie mit ihrem Chef vertraulich tun. Ihr lieber Gott hat einen Krieg verloren und lässt euch sagen: Lasst die Toten ruhn! Ihr dürt die Angestellten Gottes loben. Sie sprachen schön am Massengrab von Pfl icht. Wir lagen unten, und sie standen oben. „Das Leben ist der Güter höchstes nicht.“ Da liegen wir, den toten Mund voll Dreck. Und es kam anders, als wir sterbend dachten. Wir starben. Doch wir starben ohne Zweck. Ihr lasst Euch morgen, wie wir gestern, schlachten. Vier Jahre Mord, und dann ein schön Geläute! Ihr geht vorbei und denkt: Sie schlafen fest. Vier Jahre Mord, und ein paar Kränze heute. Verlasst Euch nie auf Gott und seine Leute! Verdammt, wenn ihr das je vergesst! 1 Interpretiere eines der beiden Gedichte unter inhaltlichen und formalen Aspekten. Orientiere dich bei der Interpretation an dem Methodenkästchen „Lyrische Texte erschließen“ (P S. 199). 2 Vergleiche das von dir gewählte Gedicht mit „Tränen des Vaterlandes“ von Andreas Gryphius (P S. 186). Arbeite Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. (P S. 123) 3 Suche weitere Kriegsgedichte aus verschiedenen Epochen heraus. Interpretiere sie und vergleiche sie mit den bereits behandelten Gedichten. 203Ein Gedicht interpretieren N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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