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Betrogene Betrüger! Eure Ringe Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring Vermutlich ging verloren. Den Verlust Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater Die drei für einen machen. […] Und also, fuhr der Richter fort, wenn ihr Nicht meinen Rat, statt meines Spruches, wollt: Geht nur! – Mein Rat ist aber der: ihr nehmt Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von Euch jeder seinen Ring von seinem Vater: So glaube jeder sicher seinen Ring Den echten. – Möglich; dass der Vater nun Die Tyrannei des einen Rings nicht länger In seinem Hause dulden wollen! – Und gewiss; Dass er euch alle drei geliebt, und gleich Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen, Um einen zu begünstigen. – Wohlan! Es eifre jeder seiner unbestochnen Von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe von euch jeder um die Wette, Die Krat des Steins in seinem Ring’ an Tag Zu legen! komme dieser Krat mit Sant mut, Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, Mit innigster Ergebenheit in Gott Zu Hilf’! Und wenn sich dann der Steine Krät e Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern: So lad ich über tausend tausend Jahre Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen Als ich; und sprechen. Geht! – So sagte der Bescheidne Richter. 7 Vergleicht eure Ergebnisse aus Aufgabe 4, Seite 219 mit dem Original und benennt Unterschiede und Gemeinsamkeiten. 8 Erkläre, welche Bedeutung die Ringe in Nathans Geschichte haben. k Inwiefern antwortet diese Parabel auf die Fragen nach der „wahren Religion“? k Welche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Rat des Richters zu? 9 Arbeite am Text heraus, welche Aufgabe der Religion Lessing zufolge im gesellschaftlichen Zusammenleben zukommt. Welche soziale Utopie entwirft er? 10 Die drei großen Weltreligionen stehen auch heute noch im Mittelpunkt zahlreicher gesellschaftspolitischer und kriegerischer Auseinandersetzungen. Informiere dich darüber und schreibe ein Vorwort für ein Programmheft, in dem du die aktuelle Bedeutung des Schauspiels „Nathan der Weise“ darlegst. Inszenierung von „Nathan der Weise“ am Salzburger Landestheater 2010, Sascha Oskar Weis als Saladin und Gero Nievelstein als Nathan 105 110 115 120 125 130 221Leitgedanken der Auk lärung und ihr Weiterwirken erfassen N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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