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Beispieltext: Das 1844 von Heinrich Heine verfasste Gedicht „Die schlesischen Weber“ thematisiert in einer aggressiv appellierenden Atmosphäre grundlegende Kritik an den politischen Umständen und Autoritäten der vorrevolutionären Zeit von 1848, indem der Ruf nach politischem Wandel durch die Stimmen schlesischer Weber umgesetzt wird. Heines politisches Gedicht ist als „Seismograph seiner Zeit“1 zu deuten: Die Weber streben nach Deutschlands Untergang, indem sie an dessen Leichentuch arbeiten. Der „[dreifache] Fluch“2, den sie in das Tuch hineinweben, ist eine direkte Anklage gegen die drei höchsten Instanzen der damaligen Ordnung, Gott, König und Vaterland3. Schlussendlich soll ganz „Altdeutschland“4 – „[…] in dem sich die preußische Monarchie durch restaurative Krät e versucht zu behaupten.“5 – vom Leichentuch begraben werden. Nach Simoneit greife Heine die Weberaufstände von 1844 auf, um auf die im Rahmen der Industrialisierung entstandenen Missstände von Ausbeutung und Lohnverfall aufmerksam zu machen.6 Im Gedicht fi nden sich zahlreiche Verweise auf das soziale Elend, z. B. in Vers 7 auf die zu erleidenden Hungersnöte; die soziale Stellung der Weber wird mit Hunden verglichen, derer man sich bedenkenlos entledigt: „Und uns wie Hunde erschießen lässt –“7. Jedoch wird auf diese Weise nicht Hof nungslosigkeit verdeutlicht, sondern der Wille zu „Revolution statt Resignation“8. Dem Untergang Deutschlands wird entgegengestrebt („Wir weben emsig Tag und Nacht –“9). Die Unaufhaltsamkeit dieses Strebens ist formal vielfältig umgesetzt. So steigert sich die kämpferisch appellierende Stimmung, was an dem Wandel der Kommunikationssituation Anmerkung zur Wortbedeutung 1 2 3 4 7 9 10 5 6 8 Zitat aus Primärtext mit kenntlich gemachter syntaktischer Anpassung sinngemäße Wiedergabe der Primärquelle Zitat aus Primärquelle wörtliches Zitat mit Einbindung in den Fließtext und kenntlich gemachter Kürzung des Wortlauts sinngemäße Wiedergabe aus der Sekundärliteratur durch Konjunktiv und Verfassername kenntlich gemacht wörtliches Zitat aus Sekundärliteratur 2 4 7 9 10 3 5 6 1 Primärquelle unmittelbar folgender Verweis auf in vorheriger Fußnote bereits genannte Quellenangabe mit vgl. angeschlossen Aufsatzquelle in einer wissenschaftlichen Zeitschrift ausführlich genannter Einzeltitel; Aufsatzquelle aus mehrbändigem Sammelwerk mit einem Herausgeber Buchquelle mit mehreren Verfassern 1 Vgl. Lyrik als „Seismograph der Zeitgeschichte“. In: Bach, Klaus [u.a.]: Historische Einordnung der Literatur – eine Absage an reine Werkimmanenz. München: Elagy Verlag, 2006, S. 231 2 Die schlesischen Weber, Strophe 1/Vers 4; Strophe 5/Vers 24 3 Vgl. ebd. Strophe 2/Vers 6; Strophe 3/Vers 11; Strophe 4/Vers 16 4 ebd., Strophe 5/Vers 23 5 Breitbach, Maria: Der Vormärz und die Märzrevolution. In: GeschichteGegenwart. Zeitschrift für Historiker, 5 (2009), S. 89 6 Vgl. Simoneit, Hans: Heine und die literarische Strömung des Vormärz. In: Lörchner, Michal (Hg.): Heinrich Heine. Leben und Werk. Bd. 3, Stuttgart: Zentrumsverlag, 2003, S. 132 7 Die schlesischen Weber, Strophe 3/Vers 14 253Bibliographische Angaben machen N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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