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2.2 Vom Dialekt zur Sprache Jean-Louis Schef en Der Dialekt, der eine Sprache wurde (2014) Auszug Vor 30 Jahren trat das Gesetz vom 24. Februar 1984 „sur le régime des langues“ in Krat . In Artikel 1 hielt es fest, dass die „Nationalsprache der Luxemburger das Luxemburgische“ sei. Damit wurde ein legislativer Schlussstrich unter die Diskussion gezogen, ob es sich beim Luxemburgischen um eine richtige Sprache oder bloß einen moselfränkischen Dialekt handle. Doch so eindeutig war die Gleichsetzung von Sprache und Nation lange nicht. Während Jahrhunderten verlief die Grenze zwischen dem germanischen und dem romanischen Sprachraum quer durch das Herzogtum Luxemburg. Bis zur Teilung des Großherzogtums 1839 sprach ein Teil der Bevölkerung Französisch bzw. Wallonisch, der andere Deutsch, genauer einen Dialekt, der heute als Moselfränkisch bezeichnet wird. In dieser Zeit, als Luxemburg in Personalunion vom niederländischen König regiert wurde, bildete sich die Sprachensituation heraus, die bis heute unser Land prägt. Der Monarch, der als Großherzog dem Deutschen Bund angehörte, gab dem Deutschen als Amtssprache den Vorrang, das einheimische Bürgertum zog das Französische vor. So wurde in der Verfassung von 1848 festgehalten, dass Deutsch und Französisch gleichberechtigte Verwaltungssprachen sein sollten. Dass dabei auch das Luxemburgische eine Rolle spielen könnte, wäre damals niemandem eingefallen. Es war eine Mundart, die das Volk sprach, zu dieser Zeit so wenig eigene Sprache wie die anderen deutschen Dialekte. Eine Mundart war das Luxemburgische auch für jene Autoren, die sich nach etwa 1820 damit zu beschät igen begannen. Antoine Meyers Gedichtsammlung „E‘ Schrek ob de‘ Lezeburger Parnassus“, 1829 erschienen, gilt (auch wenn dies nicht ganz stimmt) als erstes literarisches Werk auf Luxemburgisch. Auch als am 9. Dezember 1896 Caspar Mathias Spoo in der Abgeordnetenkammer seine berühmt gewordene Rede auf Luxemburgisch hielt und damit eine Woge des Protests auslöste, wollte er damit lediglich darauf aufmerksam machen, dass der fast ausschließliche Gebrauch des Französischen im Parlament den Mann von der Straße von der politischen Diskussion ausschloss. Anfang des 20. Jahrhunderts gewann die Beschät igung mit der „eigenen“ Sprache an Bedeutung und 1912 wurde Luxemburgisch oi ziell zum Primärschulfach erhoben. 5 10 15 20 25 30 35 ER K LÄ R U N GEin Dialekt ist lokal bis regional gebunden und fi ndet vor allem im privaten Gebrauch Verwendung. Eine Sprache hingegen ist normiert, das heißt, sie verfügt über Grammatik und Rechtschreibung. Darüber hinaus wird sie in der Literatur und in öf entlichen Bereichen verwendet. 27Die Entstehung der Sprache und ihre Veränderungen untersuchen N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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