Volltext anzeigen | |
167 Von der Spätantike ins Mittelalter 4 Reliquiar von Ennabeuren Höhe 8,9 cm, Breite 8,6 cm, um 650 In solchen kleinen Behältern wurden kostbare Reliquien – also Überreste von Heiligen wie z. B. Knochensplitter oder Teile der von ihnen getragenen Kleidung – aufbewahrt und transportiert. Die Umhüllung mit vergoldetem Kupferblech zeigt, wie wichtig den Menschen diese Reliquien waren. 2 Handschrift einer Klosterregel Aus der Bibliothek des Klosters St. Gallen Dieses Buch ist um 790 in lateinischer Sprache abgeschrieben worden. Damit auch Mönche, die kein Latein konnten, etwas verstehen, sind zwischen den Zeilen Worterklärungen und Übersetzungen in früher deutscher Sprache (Althochdeutsch) eingetragen. 3 Eine päpstliche Empfehlung Den Missionaren, die zur Bekehrung der germanischen Völker in England aufgebrochen sind, sendet Papst Gregor I. diesen Rat: Man soll die heidnischen Tempel des Volkes nicht zerstören, sondern nur die Götzenbilder darin. Dann soll man die Tempel mit Weihwasser besprengen, Altäre errichten und Reliquien niederlegen. Denn wenn diese Tempel gut gebaut sind, ist es gut, sie von Orten des Dämonenkults zu Orten der Verehrung des wahren Gottes umzuwandeln. Wenn das Volk sieht, dass seine Tempel nicht zerstört sind, wird es umso eher den Irrtum aus seinem Herzen verbannen und den wahren Gott anbeten. Auf keinen Fall darf man den heidnischen Menschen nämlich alles auf einmal nehmen, da sie sonst zu Trotz und Widerwillen neigen. Beda Venerabilis, Kirchengeschichte Englands I.30 (übers. von Markus Benzinger, vereinfacht) 5 Wie christlich waren die Menschen nach der Missionierung? Zu den wenigen erhaltenen Texten in deutscher Sprache aus dem frühen Mittelalter gehören Zaubersprüche und Segen: Zweiter Merseburger Zauberspruch: Phol und Wotan [Namen germanischer Götter] ritten in den Wald. Da verrenkte sich Baldurs Pferd den Fuß. Da beschwor es Sinthgund, die Schwester der Sonne, da beschwor es Freia, die Schwester der Volla, da beschwor es Wotan, so gut er konnte: Knochenverrenkung ist Blutverrenkung, ist Gliederverrenkung. Knochen zu Knochen, Blut zum Blut, Glied zum Glied. So sollen sie fest zusammengefügt sein. Beschwörungsformel gegen eine Krankheit, die man „Lahmen“ nennt: Christus und der heilige Stephan kamen zur Stadt Salonium [ Jerusalem?]. Da wurde das Pferd des heiligen Stephan von einer Krankheit befallen. Wie Christus das Pferd des heiligen Stephan heilte, so heile ich mithilfe von Christus dieses Pferd. Ein Vaterunser. Wohl, Christus, heile durch deine Gnade dieses Pferd, so wie du einst das Pferd des heiligen Stephan heiltest. Amen. Zit. nach: Karl Wipf, Althochdeutsche poetische Texte althochdeutsch/neuhochdeutsch, Stuttgart 1992, S. 65 67 (vereinfacht) 3. Beurteile, wie ernsthaft und tief gehend Menschen in Mitteleuropa den christlichen Glauben angenommen haben (M3, M5). 4. Überprüfe die Behauptung, dass mit der Missionierung die Zivilisation nach Mitteleuropa gelangt ist (Darstellungstext, M2, M4). 1. Die beiden Zaubersprüche in M5 sind etwa zur gleichen Zeit entstanden, der eine in ostfränkischem, der andere in sächsischem Dialekt. Vergleiche die Zaubersprüche: Wo liegen Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede? 2. Erläutere, wie der christliche Glaube in Mitteleuropa verbreitet wurde (M1 M3). 500 550 600 700650 750 800 754: Der Missionar Bonifatius stirbt den Märtyrertod Mission durch Iren und Schotten Mission durch Engländer (Angelsachsen) 5 10 5 10 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d s C .C .B uc er V rla gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |