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1619.3 Weltfinanzordnung – lässt sich die weltweite Steuerflucht von Unternehmen politisch kontrollieren? che von Reuters gelungen, in Luxemburg rund zwei Milliarden US-Dollar weitgehend steuerfrei zu bunkern – Kapital für die weitere Expansion des Handelsriesen. Das Nachsehen hatten dabei nicht nur viele europäische Staaten, in denen Amazon hohe Umsätze macht, sondern auch die Steuerbehörden der Vereinigten Staaten. Der Internal Revenue Service, die Bundessteuerbehörde der USA, hat von Amazon deshalb im Oktober 2011 zusätzliche Steuern in Höhe von 1,5 Milliarden Euro gefordert und das mit den Gewinnen der ausländischen Töchter begründet. […] Amazon ist bei Weitem nicht der einzige Multi, der mit einer gezielten Strategie der Steuerminimierung in die Kritik geraten ist. Apple, Google, Microsoft und viele andere Unternehmen aus der Digitalwirtschaft gelten ebenfalls als aggressive Steuervermeider. Aber auch konventionelle Firmen beherrschen die Tricks. In Großbritannien hat der Fall Starbucks für Empörung gesorgt. Die in Amerika beheimatete Kaffeehauskette hat in Großbritannien in den vergangenen 14 Jahren keine neun Millionen Pfund Steuern gezahlt, obwohl sie in diesem Zeitraum mehr als drei Milliarden Pfund eingenommen hat. Großbritanniens Premierminister David Cameron erklärte im Januar der in Davos versammelten Wirtschaftselite, Unternehmen hätten eine „moralische Verpflichtung“, Steuern zu zahlen. Diejenigen, die sich um ihren gerechten Anteil drückten, müssten „aufwachen und den Kaffee riechen“. Im Fall Starbucks hat der Weckruf gewirkt, das Unternehmen will in Großbritannien 20 Millionen Pfund zusätzlich abführen. Bundeskanzlerin Angela Merkel wetterte [bereits] gegen „riesige Unternehmen“, die „riesige Umsätze bei uns“ machten, sie dann aber „in einem Steuerparadies“ versteuerten. Die Fachleute sind schon länger alarmiert. Michael Sell, Chef der Steuerabteilung im Bundesfinanzministerium, beklagt eine „zunehmend aggressive Steuergestaltung bei multinationalen Konzernen“. […] Die beliebteste Methode der Steuervermeidung ist seit Langem: Man verkauft Güter und Dienstleistungen zwischen Gesellschaften eines Konzerns in verschiedenen Ländern so, dass am Ende die Gewinne in dem Land mit den niedrigsten Steuern landen. Kosten werden möglichst dort verbucht, wo die Steuern hoch sind. Das Ziel der Übung: dort keinen Gewinn auszuweisen, wo er mit dem Finanzamt geteilt werden muss. Das Ganze funktioniert besonders gut in der Technologiebranche und in der Pharmaindustrie, denn in diesen Unternehmen besteht das Vermögen zu großen Teilen aus Wissen und Können. Solche immateriellen Werte in Zahlen zu fassen ist nicht einfach und unterlag immer schon einer gewissen Willkür. Zwar wird international vorgeschrieben, dass die Preise im Handel zwischen Firmen eines Konzerns denen entsprechen müssen, die zwischen unab hängigen Firmen berechnet werden, aber das durchzusetzen ist in der Praxis extrem schwierig. Wie soll ein Finanzbeamter einer Softwarefirma und ihren Steueranwälten beweisen, dass der Wert eines Patents bei einem Verkauf im Konzern viel zu hoch angesetzt worden ist? Eine andere bewährte Methode von weltweit operierenden Unternehmen, die Steuerlast zu minimieren, besteht darin, innerhalb des Konzerns Kredite über die Grenzen hinweg zu vergeben. Tochterfirmen, die in Ländern mit hohen Steuern arbeiten, erhalten Geld von Tochterfirmen, die in Ländern mit niedrigen Steuersätzen arbeiten. Die gezahlten Zinsen werden im Hoch steuerland von den zu versteuernden Gewinnen abgezogen, sodass von diesen möglichst wenig übrig bleibt. Im Niedrigsteuerland führen die Zinseinnahmen umgekehrt zwar zu ansehnlichen Gewinnen, aber eben nicht zu hohen Abgaben. […] Der amerikanische Softwarekonzern Microsoft zum Beispiel hat 2011 mehr als die Hälfte seines weltweiten Gewinns über drei Tochterfirmen in Puerto Rico, Irland und Reiche horten Billionen in Steueroasen Bis zu 32.000.000.000.000 US-Dollar verstecken die Wohlhabenden dieser Welt einer Studie zufolge vor dem Fiskus. Den Staaten entgehen dadurch Einkommensteuern in Milliarden höhe. Reuters/jobr/olkl, www.sueddeutsche.de, 22.7.2012 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 125 130 135 140 Erklärfilm „Steuerdumping“ Mediencode: 73006-16 N u r zu P rü fz w e c k E ig e tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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