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41 1.1 Die Welt der Unternehmen Was wir können Aufgabe Henkel-Chef Kasper Rorsted zeigt in diesem Interview eine neue Sicht der Führung auf die Mitarbeiter des Unternehmens. Nimm Stellung dazu. Henkel-Chef Kasper Rorsted über Revoluzzer im Büro Also wird die Krawatte nicht abgeschafft, wie in manch anderem Traditionskonzern: Sie tragen weiter Schlips. Das sowieso. Aber Krawatten haben nichts mit Tempo zu tun. Abgesehen davon müssen wir im digitalen Bereich viel besser werden, etwa indem wir jüngere Leute früher in Verantwortung bringen. Ein typischer Persil-Produktmanager ist 30 bis 40 Jahre alt, hat die klassische Karriere im Konzern durchlaufen: erst Assistent, dann verantwortlich für eine kleinere Marke, am Ende als Höhepunkt: König von Persil. In der neuen Welt muss man auch mal einen 25-Jährigen daneben setzen und sagen: So, du bist jetzt der König für Persil online. Die Jungen denken anders. Arbeiten sie auch anders? Ja, viel mehr mit sozialen Medien. Die sind privat bei Facebook, Instagram, Snapchat und erwarten das auch im Büro. Wir haben deshalb im Oktober Yammer eingeführt, eine Art internes Facebook von Microsoft, da machen jetzt schon 20.000 Mitarbeiter mit. Und tratschen über das Kantinenessen? Jeder kann reinschreiben, was er mag – auch was ihm an meinen Entscheidungen nicht passt oder wo der Vorstand aus seiner Sicht falsch liegt. So tollkühn wird keiner sein, der eine Karriere vor sich hat. Das wollen wir nicht steuern. Was früher in der Kantine besprochen wurde, landet jetzt in den sozialen Medien – damit muss ein Konzern, damit muss auch ich leben lernen. Sind Sie auch bei Facebook? Nein, ganz bewusst nicht. Ich trenne mein Privatleben strikt vom Geschäft. Im Büro aber antworte ich auf jede E-Mail selbst, da ist kein Filter dazwischen. Nur wenn ich in Kopie, also cc, stehe, dann ignoriere ich das konsequent. Dieses ganze cc-Geschreibe macht in den seltensten Fällen Sinn und dient meistens nur der Absicherung! Sie sagen, es sei nötig, jungen Leuten rasch Verantwortung zu geben: Wollen die das überhaupt? Wie viel liegt der Generation Y an der Karriere? Wie immer gibt es solche und solche, generell wollen die Jungen freier entscheiden, wann und wo sie arbeiten. Als ich neulich eine 27-jährige Frau eingestellt habe, hat die gesagt, ich arbeite gerne zehn Stunden oder auch mal mehr, aber ich möchte entscheiden können, wo ich dabei zu bestimmten Zeiten sitze. Was haben Sie geantwortet? Das ist mir egal, habe ich ihr gesagt, Hauptsache, die Leistung stimmt. Wenn du zwischendurch ins Fitnessstudio gehst und mir hinterher die Finanzanalyse schickst, auch gut. Die Präsenzkultur stirbt aus, die Digitalisierung wird das endgültig beenden. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22.11.2015; Das Gespräch führte Georg Meck. Kasper Rorsted (* 24.2.1962) war von 2008 bis Anfang 2016 Vorstandschef von Henkel. Der Waschmittel-, Kosmetikund Klebstoffkonzern brachte es im Jahr 2014 mit 50.000 Mitarbeitern auf 16,4 Mrd. Euro Umsatz. Am 18.1.2016 wurde bekannt, dass Kasper Rorsted in die Chefetage von Adidas wechseln wird. Nu r z ur P rü fzw ec ke Ei g nt um d s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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