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49 1.3 Arbeitsbeziehungen und Konfl ikte im Betrieb Du bist Stefan Schulze, 56-jähriger ehemaliger Pilot, und Mitglied des Vorstandes von VC (Vereinigung Cockpit). Dein Arbeitsschwerpunkt ist die Tarifpolitik innerhalb der Lufthansa AG. In dieser Funktion unterstützt du aufgrund deiner langjährigen Verhandlungserfahrungen die Piloten, die auch durch die Betriebsrätin Claudia Schmidt vertreten werden, während der anstehenden Tarifverhandlungen. In diesen Verhandlungen wirst du dich vor allem von den folgenden Überzeugungen leiten lassen: • Die Lufthansa AG trägt die soziale Verantwortung für angemessene Arbeitsbedingungen sowie die Arbeitsplatzsicherheit ihrer gegenwärtigen Beschäftigten. • Die Piloten tragen aufgrund von langen Arbeitszeiten und zahlreichen Nachtfl ügen ganz allein das Risiko, gesundheitliche Folgeschäden davon zu tragen. • Gestiegene Lebenshaltungskosten machen Lohnanpassungen erforderlich (Infl ationsargument). • Die gestiegene Produktivität der Arbeitnehmer sollte durch Lohnerhöhungen belohnt werden (Leistungsargument). • Arbeitgebergewinne und – gerade bei großen Aktiengesellschaften wie der Lufthansa AG – die Gewinne der Aktionäre (Shareholder) sind viel höher als Arbeitnehmerlöhne (Gerechtigkeits argument) – und zudem stark gestiegen. Darüber hinaus sind für dich folgende Überlegungen hinsichtlich der Situation bei der Deutschen Lufthansa AG und im internationalen Luftverkehrsgeschäft wichtig: Du bist Peter Maier, 54-jähriger Diplom-Wirtschaftsingenieur, und Leiter der Personalabteilung der Deutschen Lufthansa AG und in dieser Funktion auch für die Tarifpolitik des Unternehmens verantwortlich. In dieser Funktion vertrittst du in den anstehenden Tarifverhandlungen – gemeinsam mit der Vertreterin des Arbeitgeberverbandes – die Lufthansa. Tarifpolitisch wirst du dich während der Verhandlungen vor allem von folgenden Überlegungen leiten lassen: • Die Lufthansa AG benötigt niedrigere Betriebsund Lohnkosten, um die dadurch eingesparten fi nanziellen Mittel für die Weiterentwicklung des Unternehmens im durch hohe Anforderungen geprägten internationalen Luftverkehrsgeschäft fl exibel einsetzen zu können. Als Drohpotenzial führst du die Möglichkeit auf, eine neue Billigfl uglinie zu gründen, deren Piloten nicht nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden müssen und dank der geringeren Löhne die Kosten im Vergleich zur Lufthansa AG um 40 Prozent senken würden. • Bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise, von der gerade auch der internationale Luftverkehr massiv betroffen war, müssen alle an einem Strang ziehen. Hinsichtlich der Ausgestaltung eines neuen Tarifvertrages lehnst du die Beibehaltung des Renteneintrittsalters von 55 Jahren für die Piloten strikt ab, da die Betriebskosten bei 5.000 beschäftigten Piloten dadurch einerseits nicht sinken würden und andererseits die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen internationalen Fluggesellschaften nicht ansteigen würde. Der für zwei Jahre gültige Tarifvertrag soll vorsehen, dass die Piloten erst ab 60 Jahren anstelle wie bisher bereits ab 55 Jahren in den Ruhestand gehen können. Eine Lohnsteigerung mit einem maximalen Plus von drei Prozent für die Piloten soll zudem erst ein Jahr nach Abschluss des neuen Tarifvertrags greifen. Nu r z ur P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc h er V er la gs | |
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