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129 2.3 Konsum unter der Lupe – was das Konsumverhalten beeinfl usst 40 45 50 55 60 65 einziger Schokoladenhersteller zu sein, der ‚Schokolade von der Bohne weg ausschließlich in Biound FairQualität‘ produziert – ein Verkaufsargument. […] Eine 70-Gramm-Tafel kostet mehr als drei Euro. Auch der ‚faire‘ Tarif für die karibischen, südamerikanischen und westafrikanischen Kakaobauern trägt (zum hohen Preis) bei. Die Großen der Branche, in der immenser Preisdruck herrscht, schrecken deshalb vor einem breiten Einsatz fair gehandelter Rohstoffe zurück. Bei einem Pro-Kopf-Konsum von gut zehn Kilo Schokolade jährlich fällt jeder Cent ins Gewicht. ‚Der Verbraucher schaut mehr auf den Geldbeutel als aufs Zertifi kat‘, glaubt Rüdiger Funke vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie. Schokolade wird zwar nicht nur aus Kakao gemacht, aber Kinderarbeit auf den oft von Familien betriebenen Kakaoplantagen ist seit Jahren ein bestimmendes Thema für Politik und Industrie. […] Ist Fairtrade-Kakao die Lösung? Auch der sei nicht mit letzter Gewissheit ohne missbräuchliche Kinderarbeit hergestellt, gibt Rüdiger Funke vom Süßwarenverband zu. Immerhin garantiert fair gehandelter Kakao den Familien ein Einkommen über dem Marktpreis; zudem sind damit Kontrollen verbunden. Letztlich hängt vieles am Verbraucher, und der spricht eine deutliche Sprache: Der Marktanteil von Schokoprodukten aus fair gehandeltem Kakao liegt unter einem Prozent. Wenige Hersteller wie Mars und Rewe haben sich dennoch verpfl ichtet, mittelfristig nur noch zertifi zierten Kakao zu verwenden; Lindt hat ein eigenes Prüfsystem eingerichtet. Gemessen am Gesamtmarkt sind das Tropfen auf den heißen Stein. Was also tun? Die Industrie verweist auf lokale Projekte und die 2011 angestoßene Entwicklung eines europäischen Siegels für nachhaltig angebauten Kakao. Transfair, das neben anderen Kakaoproduzenten zertifi ziert, beklagt derweil, dass mehr Fairtrade-Kakao hergestellt als nachgefragt wird. Jan Georg Plavec, Stuttgarter Zeitung, 3.11.2012 15 20 25 30 35 Fair Trade und Fairtrade • fairer Handel (mit kleinem f) bezeichnet ein generell gerechtes Verhalten beim lokalen bis internationalen Warenaustausch. • Fair Trade: Fairer Handel (mit großem F) umfasst die gesamte Fairhandelsbewegung – also auch Organisationen und Unternehmen, die mit oder ohne Siegel die wichtigsten Kriterien des Fairen Handels erfüllen, wie sie etwa die World Fair Trade Organization (WFTO) oder der Dachverband Fairtrade International (FLO) defi niert hat. • Fairtrade (ein Wort) steht für das gleichnamige blau-grüne Produktsiegel, das viele, aber nicht alle seriösen fairen Produkte tragen. In Deutschland vergibt die Organisation Transfair das Fairtrade-Siegel. Die Standards hierfür defi niert Fairtrade International (FLO), der Dachverband aller nationalen Fairtrade-Siegelorganisationen. 15 20 Eine Möglichkeit, die Kinderarbeit nicht zu unterstützen, ist der Kauf von Schokolade aus Fairem Handel. Die Prinzipien des Fairen Handels sichern den Bauern einen Mindestpreis für ihren Kakao zu. Es werden Abnahmegarantien über mehrere Jahre gegeben, sodass die Bauern über längere Zeit Planungssicherheit haben. Kinderarbeit ist nach den Regeln des Fairen Handels nicht gestattet. Dies wird von den europäischen Organisationen für Fairen Handel auch überwacht. Sogenannte Gütesiegel oder Labels machen Produkte aus Fairem Handel für die Verbraucher als solche erkennbar, Gütesiegel für Fairen Handel ist das international normierte Fairtrade-Siegel, nationale Siegelinitiative in Deutschland ist Transfair. Der Preis für eine Tafel Transfair-Schokolade übersteigt den der konventionellen Schokolade um das 2bis 3-fache. 5 10 M 29 Fairer Handel Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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