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135Illustrierte Flugblätter untersuchen Beschreibung Das Bild wird beherrscht von einem lossprengenden Postreiter. Zwei Männer blicken ihm hinterher. Sie stehen vor einem Haus mit dem kaiserlichen Wappen. Mit dem Posthorn kündigt der Reiter eine Nachricht an: die Friedensbotschaft vom 24. Oktober 1648 aus Münster. Der Holzschnitt ist zweigeteilt. In der himmlischen Sphäre schwebt links eine bekrönte Fama (in der römischen Mythologie die Gottheit des Ruhmes wie auch des Gerüchts) mit einer Posaune mit angehängtem Reichsadler in der Rechten und einer Fahne mit zwei gekreuzten Ölzweigen (Symbol des Friedens) in der Linken. Auf der gegenüberliegenden Seite hält der Götterbote Merkur (römischer Gott der Händler) in der Rechten ein Schreiben mit der Aufschrift PAX (Friede). Der aus Münster kommende Reiter verkündet die Friedensbotschaft. Er reitet über ein Gelände, auf dem die Hinterlassenschaften des Krieges erkennbar sind: ein schiefes Grabkreuz und zerborstene Waffen (Muskete mit Stützgabel, Hellebarde, Trommel, Kanone, Lanze, Schwert u. a. m.). Am Horizont stehen die Namen der Residenzstädte der am Friedensschluss beteiligten Mächte: Wien (Kaiser), Paris (Frankreich) und Stockholm (Schweden). Unter dem Bild befi ndet sich ein gereimter Text in drei Spalten. Analyse des Bildes unter Einbezug des Begleittextes Das Bild und der Text waren sicher nicht von einer Person. Künstler und Autor haben sich aber bestimmt im Umkreis von Münster bewegt und sehr rasch gearbeitet. Sie verfügten sichtlich über Kenntnisse des ausgehandelten Vertragswerkes, das einen Kompromiss unter allen wichtigen am Krieg beteiligten Akteuren herstellte (Kaiser, Reichsstände, Frankreich und Schweden). Bildgestaltung und Text nehmen die Perspektive des Reiches ein. Sie enthalten aber keine Stellungnahmen für oder gegen die beteiligten Mächte, sondern zeigen sich nur erfreut über den Frieden. Diese Botschaft, in die gleichermaßen Himmel (Gott) und Erde einbezogen sind, sollte das Flugblatt rasch verbreiten. Historische Einordnung Der Holzschnitt macht auch auf die Bedeutung der Post für die Nachrichtenvermittlung (es verkehrten regelmäßig Postillione zwischen den Kongressund Residenzorten) aufmerksam. Die allegorischen Elemente des Bildes heben die große Bedeutung des Friedensschlusses hervor. Der gereimte Text (für den lauten Vortrag gut geeignet) erläutert die Folgen des Ereignisses: Der allseits ersehnte Friede macht einen religiösen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Neuanfang möglich. In allen Ländern werden sich die drei Konfessionen (Katholiken, Protestanten und Refomierte) nun entfalten können, wird die Kunst wieder geachtet und die Jugend fl eißig studieren können. Für Handel und Gewerbe sowie Bauern und Gastwirte beginnen wieder gute Zeiten. Dafür sei, wie der Schlussvers zeigt, allein Gott zu danken. Fehlende Informationen Wir wissen nicht, von wem die Grafi k und der Text sind. Es ist auch unbekannt, wo und von wem das Flugblatt gedruckt und wo es überall verbreitet wurde. Ein Nachdruck des Flugblattes entstand im selben Jahr in Nürnberg. Wir kennen noch eine weitere Fassung. Sie stammt von dem in Augsburg tätigen Künstler und Verleger Marx Anton Hannas (gest. 1676). Das Bild dieses Flugblattes unterscheidet sich geringfügig, der Text stark von der hier besprochenen Vorlage. Beurteilung Bild und Text danken Gott für den Frieden. Es wird kein Grund gesehen, das westfälische Vertragswerk zu relativieren. Dass die Konfl ikte zwischen Spanien und Frankreich andauern, wird nicht erwähnt. Das Flugblatt nimmt auch nicht vorweg, dass Kriege weiterhin Mittel der Politik blieben. Nu r z ur P rü fzw ck en Ei en tu m es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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