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175Historiengemälde interpretieren Formale Kennzeichen Das großformatige Gemälde entstand in der „Reaktionszeit“ nach der niedergeschlagenen Revolution von 1848/49 in den Jahren 1850 bis 1852. Es stammt von dem Maler, Zeichner und Illustrator Adolph von Menzel (1815 1905; geadelt 1898) und hängt heute in der Alten Nationalgalerie in Berlin. Menzel hat zahlreiche Holzschnitte und mehrere Historiengemälde geschaffen, die sich mit dem Leben und Wirken Friedrichs des Großen (1712 1786) auseinandersetzen. Er war nicht unbedingt ein kritikloser Anhänger des preußischen Monarchen. Seine Friedrich-Interpretationen prägen bis heute die Vorstellungen vom „Alten Fritz“. Bildinhalt In der Bildmitte steht König Friedrich II. von Preußen vor einem Notenpult und spielt Flöte. Ganz rechts steht Friedrichs Flötenlehrer Johann Joachim Quantz. Er wirkt so, als lausche er in sich versunken der Musik. Daneben sitzt am Cembalo der hoch angesehene Sohn von Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach, der lebhaften Austausch mit bekannten Aufklärern unterhielt. Zweiter von rechts ist der renommierte Geiger Franz Benda und neben ihm schließlich der bedeutende Hofkapellmeister Carl Heinrich Graun. Ganz links steht der Präsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften, der Mathematiker und Geograf Pierre Louis Moreau de Maupertuis. Die Damen der Gesellschaft, darunter zwei Schwestern Friedrichs des Großen, folgen dem musikalischen Geschehen lebhafter und emotional berührter. Brennende Kerzen bestimmen das Licht und die Stimmung im Musikzimmer des Schlosses. Es herrscht eine konzentrierte Spannung. Die Körperund insbesondere die Kopfhaltungen der Gäste sowie der Musiker verraten ein unterschiedliches Maß an Anteilnahme. Historischer Kontext Friedrich II. gilt als recht passabler Flötenspieler und Komponist. Er musizierte oft im kleinen Kreis und an seinem Hof befanden sich renommierte Interpreten und Komponisten. Dass Monarchen bei Konzerten oder Schauspielen selbst eine zentrale Rolle übernahmen, war an Fürstenhöfen der Zeit keine Seltenheit. Dies war Teil der Selbstinszenierung, die den Fürsten nicht nur als siegreichen Feldherrn und gerechten Herrscher, sondern auch als kunstsinnigen Feingeist zeigen sollte. Intention und Wirkung Friedrich II. erscheint hier nicht in der Rolle eines Regenten, der das preußische Staatsgebiet durch Kriege vergrößert, den Landesausbau und die Staatsverwaltung ausgebaut, den Zuzug der Hugenotten gefördert sowie die Justiz reformiert hat, sondern als kulturschaffender Monarch. Dies entspricht durchaus der Tatsache, dass Friedrich der Große die Musikkultur am Hofe förderte und dazu angesehene Musiker engagierte. Preußen konkurrierte auf diese Weise mit anderen europäischen Höfen. Die von Friedrich II. angestrebte Großmachtstellung bekam dadurch eine zusätzliche, sehr glaubwürdige Unterfütterung, die auf die kulturellen Eliten abzielte. Dieser Intention folgte Menzel und schuf damit ein auf die Nachwelt wirkendes Bild von Friedrich dem Großen. Bewertung und Fazit Menzel glorifi zierte mit seinem Gemälde nicht den preußischen Machtstaat, sondern verfuhr subtiler. Er vermied das pathetisch-heroische Element, das viele Historiengemälde kennzeichnet. Gleichwohl wählte er ein großes Format, zeigte Friedrich den Großen in Uniform, obgleich der musizierende König keinen Waffenrock trug, und stellte ihn ins Zentrum einer Gesellschaft, obwohl er nachweislich mehr für sich musizierte. Menzel zeigt deutlich, wer hier allein den Ton angibt: der aufgeklärte Herrscher. Friedrich II. spielt ein Solo und hält zu allen Anwesenden Distanz. Menzels Bild enthält aber auch „augenzwinkernde“ Hinweise, denn ein kleiner Teil des Publikums – etwa Maupertuis – scheint den künstlerischen Anspruch wenig zu genießen und schaut gelangweilt weg. Gleichwohl wird hier die preußische Dynastie in glanzvollen Farben mit großer Sorgfalt im Detail gewürdigt. Nu r ur P rü fzw ck en Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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