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128 M E TH O D E 6 Europäische Flüchtlingspolitik – das Ende von Humanität und Solidarität? Die Szenario-Technik Was sind Szenarien? Eine Definition Alles Handeln und Planen ist auf die Zukunft gerichtet. Entscheidend bei der Zukunftsplanung im Privaten wie im Gesellschaftlichen ist es, dass man von prinzipiell möglichen Vorstellungen über die Zukunft ausgeht, um auf dieser Basis strategische Überlegungen anzustellen. Mithilfe der Szenario-Technik – einer Methode, die auf dem militärischen, politischen und wirtschaftlichen Sektor vielfach eingesetzt wird – kann man erkennen, wie Zukunft von Staaten, Gesellschaften oder der internationalen Gemeinschaft prinzipiell gestaltbar ist. Die Szenario-Technik ist eine Methode, mit der mögliche „Zukünfte“ ganzheitlich erfasst werden können, wodurch sie sowohl sinnlich als auch gedanklich nachvollziehbar werden. Szenarien sind also weder (genaue) Zukunftsprognosen auf der Grund lage quantitativer Informationen aus Gegenwart und Vergangenheit noch realitätsferne Utopien. Mit der Szenario-Technik werden vielmehr quantitative Daten und Informationen mit qualitativen Informationen, Einschätzungen und Meinungen verknüpft, so dass als Ergebnis detaillierte Beschreibungen oder plastische Schilderungen einer bzw. mehrerer möglicher Zukunftssituationen entstehen. Es werden zwei, manchmal drei Grundtypen von Szenarien entwickelt: • ein positives Extremszenario: Dieses bezeichnet die best-mögliche Zukunftsentwicklung (best-case-scenario). • ein negatives Extremszenario: Dieses bezeichnet den schlechtest-möglichen Entwicklungsverlauf (worst-case-scenario). • u. U. ein Trend-Szenario: Dieses beinhaltet die Fortschreibung der heutigen Situation (Trend-Extrapolation). Szenarien werden nach einem Phasenschema entwickelt: Phase 1 Problemanalyse Ausgangspunkt eines jeden Szenarios ist ein gesellschaftliches bzw. politisches Problem, d. h. ein von einer größeren Anzahl von Gesellschaftsmitgliedern als dringend lösungsbedürftig angesehener, genau definierter Sachverhalt. Dieses Problem wird sachlich, zeitlich und räumlich eingegrenzt. Besonders wichtig ist festzuhalten, wer von diesem Problem in welcher Weise (besonders) betroffen ist. Phase 2 Einflussanalyse und Deskriptoren bestimmung Nunmehr sind alle Einflussbereiche zu identifizieren, die unmittelbar auf das Unter suchungsfeld einwirken. Diese Bereiche werden durch die Bestimmung von Einflussfaktoren für jeden Bereich weiter ausdifferenziert. Um die Entwicklungsdynamik der Einflussfaktoren beschreiben zu können, sind sog. Deskriptoren bzw. Kenngrößen zu bestimmen. Dabei unterscheidet man zwischen quantitativen und qualitativen Deskriptoren: • Beispiele für quantitative Deskriptoren: Entwicklung der Bevölkerung; Einkommensentwicklung, Menge der aufzufindenden Bodenschätze etc. • Beispiele für qualitative Deskriptoren: Interessen von Staaten oder Konzernen und deren Durchsetzungsmacht; Wertehaltungen oder Gewöhnung an Gewalt in einer Gesellschaft etc. heute kurzfristig (ca. 0–10 Jahre) mittelfristig (ca. 11–20 Jahre) langfristig (über 20 Jahre) negatives Extrem szenario positives Extrem szenario Trend szenario Typen der Szenarien Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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