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152 7 Die Europäische Union als globaler Akteur 7.2.1 Freihandel vs. Protektionismus: Die transatlantischen Handelsbeziehungen M 1 „Follow the steak“: Handelsbeschränkungen zwischen den USA und der EU 7.2 Wirtschaftliche Stärke vs. Grundwerte? Die Außenhandelspolitik der EU am Beispiel des TTIP-Abkommens [Im Berliner Restaurant Grill Royal] legt Michael Böhnke ein Rib-Eye-Steak von der Morgan Ranch [in Nebraska] auf den 600 Grad heißen Rost […]. „Das ist immer super Ware“, sagt der Küchenchef […]. Die schwarzen Stiere, die die Morgans in Nebraska in den Transporter verladen, gehören der vornehmen japanischen Wagyu-Rasse an. Wenn ihr Fleisch die weite Reise nach Berlin hinter sich hat, zahlt der Gast hier in der Friedrichstraße für ein Stück aus ihrer Hochrippe einen Preis von 85 Euro aufwärts. Teuer. Aber eigentlich eine klare, einfache Sache, sollte man denken. Ein saftiges Steak aus Nebraska kommt auf einen Teller in Berlin. So einfach ist das aber nicht. […] Das liegt nicht an technischen Standards wie bei einem Auto. Es geht zwar auch um Vorschriften, aber im Kern geht es um Angst. Um Gefühle, Vorurteile, kulturelle Unterschiede. Derzeit schaffen es nur Spitzenprodukte wie die von der Morgan Ranch bis nach Deutschland. Der Mehrheit der US-Züchter ist der europäische Markt versperrt. Sie verabreichen ihren Tieren Wachstumshormone – über Implantate oder das Futter. Die EU verbietet diese Praxis. Im Namen des Verbraucherschutzes. Das Problem ist, dass eine rationale Debatte über diese Hürden kaum möglich ist. Es geht um den Clash zweier Philosophien. Die europäische Schule sagt: Wenn es keinen Konsens über die Unschädlichkeit eines Produktes gibt, wird es vorsorglich verboten. „Precautionary principle“ heißt das im EU-Jargon. Die amerikanische Haltung sagt: Solange niemand eindeutig nachgewiesen hat, dass ein Produkt schädlich ist, ist es erlaubt. Viele Europäer fürchten, dass Zusätze den Hormonhaushalt im Körper stören. Die US-Industrie weist dies zurück. […] [Es] gebe […] Vorgaben für die Dosierung: Zum Zeitpunkt der Schlachtung dürfe der Hormonpegel eines Tieres nicht höher sein, als wenn es nie behandelt worden wäre. […] Die Hormone sind eine Frage der Ökonomie. Morgan braucht drei Jahre, um seine Rinder auf 700 Kilogramm zu mästen – das ist teuer. Mit Wachstumshormonen lässt sich dieser Zeitraum bis auf die Hälfte verkürzen. Nicht jeder kann es sich schließlich leisten, ein Steak für 85 Euro zu essen. Das sei eine Lifestylefrage, sagt [John] Brook [von der United States Meat Export FedeRanch Manager aus Colorado (USA) mit Wagyu Rindern. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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