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Um die Mitte der 1980er-Jahre wandelten sich Friedensund Umweltinitiativen in der DDR zu einer regimekritischen Bürgerrechtsbewegung. Vorbild waren die Oppositionsbewegungen „Solidarnos´c´“ in Polen und „Charta 77“ in der Tschechoslowakei. Die Reformpolitik Michail Gorbatschows in der Sowjetunion ließ auf Veränderungen hoffen. Im Frühjahr 1989 machten Bürgerrechtler Wahlfälschungen bei DDR-Kommunalwahlen öffentlich bekannt. Im September entstand eine neue Welle von Flüchtlingen aus der DDR, die über die CˇSSR und Ungarn in die Bundesrepublik ausreiste. Zur selben Zeit begannen in Leipzig Montagsdemonstrationen. Die Protestbewegung fand immer stärkeren Zulauf. Angesichts der anhaltenden Proteste im ganzen Land wurde Erich Honecker vom Politbüro Mitte Oktober entmachtet. Der völlig überraschende Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und die Öffnung der Grenzen zur Bundesrepublik beschleunigten den Machtverfall des DDR-Regimes. Die Führungsspitze der SED trat geschlossen zurück. In Verhandlungen mit den Bürgerrechtlern wurden freie Wahlen für den März 1990 vereinbart. Die „Wende“ war gelungen, die kommunistische Herrschaft beendet. Die „friedliche Revolution“ trägt ihren Namen zu Recht – denn der Sturz des SEDRegimes gelang ohne die Anwendung von Gewalt. Friedlich waren auch die Ziele. Die mehrheitlich geforderte deutsche Einheit („Wir sind ein Volk!“) durfte nicht gegen den Willen der Nachbarn in Europa durchgesetzt werden. Zugleich drängte die Zeit: Die DDR-Wirtschaft befand sich im freien Fall und die Massenfl ucht ließ nicht nach. Nur eine rasche deutsche Einheit versprach eine Stabilisierung der Lage. Nach einem komplizierten Diskussionsund Verhandlungsprozess im Frühjahr und Sommer 1990 erfolgte schließlich am 3. Oktober 1990 mit dem Beitritt der fünf neu gebildeten ostdeutschen Länder und Ost-Berlins zur Bundesrepublik die Wiedervereinigung Deutschlands. Eine Volksabstimmung über eine neue gesamtdeutsche Verfassung gab es nicht, stattdessen galt das Grundgesetz jetzt für ganz Deutschland. Wichtige Namen • Bärbel Bohley • Rainer Eppelmann • Michail Gorbatschow • Robert Havemann • Erich Honecker • Egon Krenz • Lothar de Maizière • Hans Modrow Wichtige Begriffe • Bürgerrechtsbewegung • Evangelische Kirche • Friedensund Umweltgruppen • Friedliche Revolution • „Initiative Frieden und Menschenrechte“ (IFM) • Massendemonstrationen • Massenfl ucht • Mauerfall • Neues Forum • „Runder Tisch“ • Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) In diesem Kapitel erwerben Sie die Kompetenz, • die politische und wirtschaftliche Situation in der DDR in den 1980er-Jahren zu charakterisieren und zu analysieren, • die Formierung von Oppositionsgruppen zu beschreiben und die Forderungen nach Reformen zu erläutern, • die Aufl ösungsund Wandlungsprozesse vom Sommer 1989 bis zum März 1990 zu erörtern. Zur Methoden-Kompetenz siehe Seite 134 bis 136 („Autobiografi e“). 115Auf einen Blick 32017_1_1_2016_Kap1_114-137.indd 115 04.05.16 10:38 N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C . B uc hn er V rla gs | |
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