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165Flucht und Vertreibung der Deutschen von 1945 bis 1949 M8 „Ethnische Säuberungen“ Der Historiker Philipp Ther schreibt zu den Zielen, die die Siegermächte mit Blick auf die Nachkriegsordnung verfolgt haben: Der Umfang, die Einseitigkeit und Totalität der ethnischen Säuberung der Deutschen aus Ostmitteleuropa war einmalig. Dies ist auf den deutschen Angriffskrieg und Besatzungsterror zurückzuführen, der unabhängig vom Holocaust1 jegliche Maßstäbe sprengte. Man sollte das Motiv der Bestrafung für vergangene Untaten jedoch nicht überbewerten. Auch im Fall der Deutschen stand ein zukunftsgerichtetes Denken im Vordergrund oder wie Churchill2 es im Dezember 1944 kurz und bündig ausdrückte, die Vermeidung „endloser Schwierigkeiten“ mit nationalen Minderheiten. Ein vorsichtiges Umdenken setzte ein, als die Alliierten mit den Folgen ihrer Beschlüsse konfrontiert waren. Die akute Flüchtlings 5 10 u Ausweisung von deutschen Vertriebenen. Foto vom 16. Mai 1946. Vom Bahnhof Modrˇany werden Deutsche aus Prag in Güterzügen in die von Amerikanern besetzte Zone im Westen abtransportiert. p Charakterisieren Sie die auf dem Bild gezeigte Situation. 1 Holocaust: Der Begriff wird heute für die systematische Vernichtung von etwa sechs Millionen europäischer Juden und anderer Opfergruppen während des „Dritten Reiches“ verwendet. 2 Winston Churchill (1874 1965): britischer Journalist, Offi zier und Politiker, während des Zweiten Weltkrieges britischer Premierminister krise in Deutschland im Sommer und Herbst 1945 und die Wahrnehmung des Elends in westlichen Medien führten zu einer Distanzierung von ethnischen Säuberungen. Wie bereits der Paragraf XIII des Potsdamer Abkommens3 zeigt, sollten die Bevölkerungsverschiebungen fortan besser gesteuert werden. Doch die Westmächte rückten nicht von ihrem Grundsatzbeschluss für einen „Transfer“ ab. Philipp Ther, Die dunkle Seite der Nationalstaaten. „Ethnische Säuberungen“ im modernen Europa, Göttingen 2011, S. 235 1. Arbeiten Sie heraus, welche Beweggründe mit der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa verbunden waren. 2. Setzen Sie M5, M7 und M8 (Seite 163 ff.) miteinander in Beziehung. 3. An anderer Stelle spricht Ther in Bezug auf die Nachkriegsordnung von Kontinuitäten mit der nationalsozialistischen Neuordnung Zentralund Südosteuropas in den Jahren 1938 bis 1944: Das vorrangige Ziel sei jeweils die Homogenisierung von Nationalstaaten gewesen. Interpretieren Sie diese Kontinuitätsthese. 15 3 Siehe hierzu M5 auf Seite 163. 32017_1_1_2016_Kap2_138-203.indd 165 04.05.16 10:39 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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