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353 In der Bundesrepublik Deutschland hingegen setzte die CDU/CSU unter Konrad Adenauer ganz auf die europäische Karte, vor allem durch die Versöhnung mit Frankreich, während sich zunächst – wenn auch schwach ausgeprägte – Nationsvorstellungen in den 1950er-Jahren eher bei den Sozialdemokraten fanden. Diese verschwanden aber fast vollständig in den 1960erund 70er-Jahren. Fast niemand glaubte noch ernsthaft an eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, und die ganz überwiegende Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung hatte sich mit der Spaltung Deutschlands abgefunden oder sich damit arrangiert (u M4). Trotz einzelner Wirtschaftskrisen entstand zudem im Westen einer der ökonomisch erfolgreichsten Staaten der Welt, und der stetig wachsende Wohlstand in einer Massenkonsumgesellschaft bot gute Perspektiven. Nach 1990 Nach der Wiedervereinigung fl ammten vereinzelt wieder nationalistische Vorstellungen auf, die aber keine Mehrheit in der deutschen Bevölkerung fanden (u M5). Stattdessen gab es zahlreiche Diskussionen und Debatten unter Intellektuellen und Politikern zu der Frage, welche Art von Identität in der neuen Bundesrepublik existieren würde bzw. wünschbar sei. Hier wurde eine große Zahl von ganz unterschiedlichen Ideen entwickelt. So ist beispielsweise vorgeschlagen worden, von einer deutschen Leitkultur zu sprechen, der sich dann Zuwanderer anzupassen hätten. Allerdings hat sich herausgestellt, dass diese Leitkultur nur sehr schwer zu defi nieren ist. Andere Autoren wiederum haben Vorstellungen von einer multikulturellen Gesellschaft entworfen, allerdings haben Gegner dieser Idee auch davor gewarnt, da „parallele“ Gesellschaften entstehen könnten. Häufi g ist auch versucht worden, eine neuartige spezielle Identität zu schaffen, die auf Europa und auf die Europäische Union bezogen ist. Die Idee eines Verfassungspatriotismus hat ebenfalls einige Anhänger gefunden: Dahinter steht die Vorstellung, einen bestimmten Stolz auf die sehr erfolgreiche bundesdeutsche Demokratie zu entwickeln (u M6). u „Tag der Deutschen Einheit.“ Plakat von 2014. Die offi ziellen Feiern zum „Tag der Deutschen Einheit“ werden als Bürgerfeste organisiert. Sie wechseln jährlich den Ort und werden von einer Landeshauptstadt ausgerichtet. p Charakterisieren Sie das deutsche Selbstverständnis, welches das Plakat transportiert. 32017_1_1_2016_Kap3_260-357.indd 353 04.05.16 10:46 Nu r z u Pr üf z ec k n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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