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schon gut weiter. Natürlich: Man kann auch am Anfang so dämlich daherreden, dass man sich gleich eine kalte Schulter einhandelt. Ich spiele ein paar Anfänge durch, wie sie wohl für die Kleine neben dem Seepferdchen passen könnten. […] Springen? Beim Springen wirke ich wie ein Mehlsack. Mir fehlt das durchgedrückte Kreuz, das Federnde beim Absprung. Zepps ist ein Springer. Ich bin ein Faller. Aber ich bin ein ausdauernder Taucher. Wenn bei uns zu Hause oder in der Klasse gespielt wird „Wer kann am längsten die Luft anhalten?“, dann hab’ ich mit Abstand die bessere Puste. […] Wenn ich jetzt tauche, muss mich das Mädchen neben dem Seepferd sehen. Ich rufe: „Hei!“ Aber das Gesicht des Mädchens ist zum Sprungturm gerichtet, wo Zepps mit „Hepphepp!“ die vordere Brettkante aufund abjumpen lässt. Noch einmal rufe ich: „Heihei!“ Die muss dich ja für blöd halten, denke ich. Immer nur „Hei!“ Ich rufe: „Auf Tauchstation!“, winke und bringe mich mit ein paar Armstößen bis knapp über den Grund. Einmal quer durch das Becken war bisher mein Rekord. […] Aber ich kann noch weiter. Drehe, schwimme unter Wasser zurück. Gelange bist zur Mitte des Beckens. Da lasse ich mich hochtreiben und japse und hechele glücklich. Eineinhalbmal quer! Hat das Mädchen mein Rekordtauchen gesehen? Sicher, sie schaut mit ihrer Sonnenbrille auf mich. Ich winke dem Mädchen zu. Sie reagiert nicht. Na ja, beim Stricken kann man schlecht winken. „Wie war ich?“, frage ich, als ich mich neben das Mädchen setzte, ein wenig bibbernd. Das Mädchen unterbricht das Stricken für einen Augenblick. „Wenn du schon danach fragst, wirst du gutgewesen sein!“ „Ich möcht’s von dir wissen“, sage ich. „Kann ich nicht beurteilen“, sagt das Mädchen. „Na, anderthalbmal, das ist doch schon eine Anstrengung!“, sage ich. „Soll ich noch einmal?“ „Warum nicht, wenn’s dir Spaß macht“, sagt das Mädchen. […] Als ich über Wasser die Augen öff ne, bin ich empört. Das Mädchen ist nicht mehr neben dem Seepferdchen, sondern planscht mit der Freundin im Nichtschwimmerbecken. Ausgerechnet im Nichtschwimmerbecken. Mindestens in der zehnten Klasse und noch im Nichtschwimmerbecken. Und dann lässt sie das Händchen ihrer Freundin nicht los. So ein Getue! […] Und ich tauche mir die Lunge aus dem Hals – für nichts und wieder nichts! Aber schön ist die Wasserscheue! Selbst jetzt, wo sie das Gesicht unter den Spritzern verkneift, sieht sie schön aus. […] Man möchte sie bei sich haben. Als Kumpel. Zum Sprechen, zum Miteinan115 120 125 130 135 140 60 65 70 75 80 85 90 95 100 Erzählform und Erzählperspektive erkennen, bewerten und kreativ verändern 67 Der Wel t der erzä hlenden Literatu r begegn en ➞ AH S. 11 f. 11077_1_1_2016_056_089_04.indd 67 26.08.16 11:40 Nu r z u Pr üf zw ec ke Ei g nt u d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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