Volltext anzeigen | |
hört alles, beschließt alles, befi ehlt alles.“ Ludwig XIV. herrschte und entschied tatsächlich allein, aber nach gründlicher Beratung durch seine Minister und den Staatsrat. Der Satz „L’État c’est moi“ („Der Staat bin ich“) stammt wohl nicht von ihm, wie oft zu lesen ist. Aber er verdeutlicht die herausragende Stellung des Königs in den Augen der Zeitgenossen. Sie unterschieden noch nicht zwischen Staat und König. Der König verkörperte die Ordnung der Welt und sicherte damit das Wohl der Untertanen. 2. Dass Frankreich schließlich Vorbild der absoluten Monarchie wurde, lag an historischen Erfahrungen. Das Land hatte schwer unter den inneren Kämpfen des mächtigen Hochadels gelitten, zuletzt um 1650. Die Mehrheit der adligen und bürgerlichen Eliten war daher überzeugt, dass nur ein starker König den inneren Frieden sichern konnte. Bei ihm sollte daher die Souveränität liegen. 3. Dass gerade Frankreich in Europa nachgeahmt wurde, ergab sich auch aus seiner Vormachtstellung in Europa, die es im Französisch-Spanischen Krieg mit dem Sieg über Spanien (1659) errungen hatte. Frankreich verfügte über die stärks te Militärmacht, stand aber auch an der Spitze der Entwicklung in Wissenschaft, Technik und Kunst. Die Prachtentfaltung am Hof Ludwigs XIV. trieb andere Fürsten zur Nachahmung. Moden in Kleidung und Verhalten, die am französischen Hof üblich waren, fanden weite Verbreitung unter den europäischen Eliten. Der Hof zu Versailles Der König mit seinem Hof vereinigte also politische Macht und kulturellen Glanz. Das Schloss von Versailles brachte dies sinnfällig zum Ausdruck. Die Baumaßnahmen in einem sumpfi gen Gelände südwestlich von Paris dauerten fünf Jahrzehnte. Das Schloss war seit 1682 ständige Residenz der Könige Frankreichs, die bis dahin noch zwischen ihren Schlössern in Paris und an der Loire hinund hergereist waren, gefolgt von Reitern, Höflingen, Wagen und Sänften, einem Tross von einigen Kilometern Länge. Nun also residierte der König nur noch an einem Ort, auf den das ganze Land die Blicke richten sollte (u M3). In Versailles wurden alle Straßen, Plätze, auch der ausgedehnte Park mit seinen Wegen auf die Schlossanlage in der Mitte ausgerichtet. Im Mittelpunkt der geometrischen Anordnung der Bauten lagen das Parade schlafzimmer und die Regierungsräume des Königs, sichtbares Zeichen für die zentrale Position des Herrschers im Königreich und im Staatsgefüge. Wie der Bau selbst demons trierte auch das Hofl eben die Erhabenheit des Königs. Prinzen, Bischöfe, hoher Geblütsadel, Minis ter, Generäle, Gelehrte, Dichter und Künstler lebten monateoder jahrelang am Hof. Sie nahmen an den großartigen Aufzügen, Empfängen, Bällen, Feuerwerken, den Theaterund Musikdarbietungen, den Jagden und den Glücksspielen teil. Aber sie hatten auch die Verpfl ichtung, sich einem strengen Zeremoniell zu unterwerfen. u Ludwig XIV. Ölgemälde von Hyacinthe Rigaud, 1701. Das Gemälde (277 x 194 cm) hing im Thronsaal von Versailles. Dort war es so hoch angebracht, dass die Füße des Königs – der selbst nur etwa 1,60 m maß – auf Augenhöhe der Betrachter waren. Heute befi ndet es sich im Museum Louvre in Paris. p p Das Bild zeigt den König, wie er sich selbst sah und wie er gesehen werden wollte. Beschreiben Sie Aussehen und Haltung des Königs. Analysieren Sie die Wirkungsabsicht des Gemäldes. Französisch-Spanischer Krieg (1635 1659): Konfl ikt, der im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges (1618 1648) ausgetragen wurde. Der Krieg beendete die fast zweihundertjährige habsburgisch-spanische Vormachtstellung in Europa und leitete die französische Hegemonie auf dem Kontinent ein. Im Pyrenäenfrieden von 1659 musste Spanien Gebiete an Frankreich abtreten. Darüber hinaus wurde das Land innenund außenpolitisch so geschwächt, dass der Machtverfall Spaniens in Europa nicht länger aufzuhalten war. 127 Die absolute Monarchie am Beispiel Ludwigs XIV. Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |