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um seine Steuer zu bezahlen. 1550 waren es nur sieben Tage gewesen. Dabei verblieb stets ein hoher Anteil der Steuern in den Taschen der Steuereinnehmer. Diese wurden nun schärfer kontrolliert, sodass Ludwig XIV. die Erträge schon in wenigen Jahren verdoppeln konnte. Die Steuern fl ossen vor allem in die Finanzierung des stehenden Heeres, dessen Umfang von 1665 (45 000) bis 1703 (400 000) enorm anwuchs. Stehende Heere in Friedenszeiten kannte man im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert noch nicht. Das französische Heer wurde im Innern gegen revoltierende Bauern eingesetzt, wobei es natürlich auch als beständige Abschreckung wirkte. Vor allem aber eroberte es in den äußeren Kriegen neue Provinzen. Die Heeresreformen Ludwigs XIV. waren ähnlich vorbildhaft wie sein Hof. Er ließ Kasernen und Festungen bauen, führte einheitliche Uniformen und Bewaffnung ein, errichtete Ausbildungsstätten für Offi ziere, und er traf Vorsorge für Kriegs invaliden; das alles hatte es zuvor in diesem Aus maß noch nicht gegeben. Wirtschaftspolitik (Colbertismus) Ebenfalls erstmals im großen Maßstab betrieb der Generalkontrolleur der Finanzen, Jean-Baptiste Colbert, eine umfassende Wirtschaftspolitik mit dem Ziel, die Einnahmen und den Reichtum des Staates zu steigern. Als Mittel dazu förderte er den Außenhandel und die gewerbliche Produktion im Innern. Hochwertige Waren wurden ausgeführt: Textilien, Wandteppiche, Spiegel, Parfüm, Porzellan, Waffen. Hingegen sorgten Schutzzölle gegenüber Einfuhren für eine aktive Handelsbilanz. Das Ziel war also, mehr zu exportieren als zu importieren. Um die Produktion im Inland zu steigern, begünstigte Colbert die neuartigen Manufakturen, in denen, anders als im Handwerksbetrieb, eine Vielzahl von Beschäftigten in Arbeitsteilung große Mengen hochwertiger Waren herstellte. Außerdem beseitigte er einen Großteil der Binnenzölle und verbesserte die Verkehrswege. Der Bau des Canal du Midi verband den Atlantik mit dem Mittelmeer. Diese Wirtschaftspolitik, die den Wohlstand des Landes hob, um die Staatseinnahmen zu steigern, nannte man später Merkantilismus oder Colbertismus (u M4). Colberts planmäßige staatliche Wirtschaftsförderung stieß bald an ihre Grenzen. Frankreich war ein durch und durch agrarisches Land, anders als die traditionellen Handelsund Gewerberegionen Europas, etwa Oberitalien oder die Nieder lande. Vor i Spielkartenmanufaktur in Paris. Gemälde, um 1680. Die größere Anzahl von Mitarbeitern erlaubte es, die Fertigung des Produktes in Einzeltätigkeiten zu zerlegen. Durch die Arbeitsteilung unter einem Dach ließen sich mehr Waren kostengünstiger herstellen, weil für die einfachen Arbeitsgänge billige ungelernte Arbeiter, Frauen und Kinder eingestellt wurden und die Zwischentransporte der Halbfertigwaren von Werkstatt zu Werkstatt entfi elen. Jean-Baptiste Colbert (1619 1683): französischer Staatsmann und Begründer des Merkantilismus (Colbertismus) sowie der „Académie royale des sciences“ (1666). Unter Ludwig XIV. sanierte er als Finanzminister den Staatshaushalt, um die hohen Aufwendungen für den königlichen Hofstaat und die Kriege zu fi nanzieren. Er holte Fachkräfte ins Land und förderte Manufakturen, um teure Importe aus dem Ausland zu vermeiden. Colbert schuf die Basis der französischen Wirtschaftsund Kolonialpolitik. 129 Die absolute Monarchie am Beispiel Ludwigs XIV. N r z u Pr üf zw ck en Ei g nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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