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Die absolute Monarchie in Europa Ludwig XIV. verstand es meisterhaft, seine monarchische Herrschaft propagandistisch aufzuwerten. Auch konnte er tatsächlich Erfolge vorweisen. Frankreich dehnte als führende Macht in Europa sein Staatsgebiet links des Rheins und an der Grenze zu den Niederlanden beträchtlich aus. Die Hofhaltung in Versailles, die Reformen in Verwaltung, Militärwesen und Wirtschaft überzeugten die Staatsmänner und Gebildeten überall in Europa. Deshalb versuchten auch andere europäische Monarchien, zu ähnlichen Lösungen wie Frankreich zu kommen. Die absolute Monarchie leitete Entwicklungen ein, die für den modernen Staat grundlegend waren. Der König oder der regierende Fürst konzentrierte die Rechte, die man im 19. Jahrhundert als die staatlichen Hoheitsrechte ansah: das Monopol der legitimen Gewaltanwendung, das Monopol der auswärtigen Politik, die Gerichts-, Militär-, Steuerund Verwaltungshoheit. Die Souveränität lag ausschließlich beim Herrscher. Er und seine Minister konnten die politische Mitsprache des Adels und der Geistlichkeit zurückdrängen, die Verwaltung reformieren und die Wirtschaftskraft stärken. Aber das gelang immer nur unvollkommen. Daher hatten die absoluten Monarchien unterschiedliche Ausprägungen. So erreichten die spanischen Könige nicht mehr, als die regionalen Sonderrechte im Ostteil der Halbinsel zu beseitigen und dadurch die Steuereinnahmen zu steigern. In Deutschland entwickelte Preußen infolge einer wirksamen Ver waltungs-, Militärund Wirtschaftspolitik ein anerkanntes Muster der absoluten Monarchie. Dagegen kam die Modernisierung Habsburg-Ös ter reichs nur schwer voran, weil es sehr verschiedenartige Länder mit ebenso verschiedenartigen Son der rechten vereinigte. Die habsburgische Mo narchie reichte vom Herzogtum Mailand über Österreich, Böhmen, Ungarn bis nach Belgrad und Siebenbürgen im Osten. Russland wurde um 1700 von Zar Peter I. gemäß westlichen Vorbildern modernisiert, jedoch wirkte der Machtfülle des Herrschers die riesige Weite des Landes entgegen. Überwiegend im Norden Europas fi ndet man die nichtabsolutistischen Vorläufer des modernen Staates. In England, Polen und Schweden teilten die Könige die Macht mit den Großen des Landes, meist den Adligen. Sie bewilligten die Steuern, wirkten bei der Gesetzgebung mit und kontrollierten die Monarchen. Peter I., der Große (1672 1725): russischer Zar (seit 1682) und Kaiser (seit 1721). Er machte Russland zu einer Großmacht und regierte autokratisch, d. h. in uneingeschränkter Selbstherrschaft. Er setzte zahlreiche Reformen durch und versuchte, das Russische Reich nach Westeuropa zu öffnen. o Die Ausstrahlung von Versailles auf die europäischen Schlossund Stadtanlagen. p Beschreiben Sie, was die Grafi k aussagt. i Zar Peter I. in der Kleidung eines holländischen Schiffsbauern. Anonymes Gemälde, um 1698. 131 Die absolute Monarchie am Beispiel Ludwigs XIV. Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc ne r V er la gs | |
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