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Der englische Parlamentarismus bis zur Glorious Revolution Voraussetzungen In England konkurrierte das Parlament mit dem König. Parlamente als Vertretungen der Stände, nämlich der Adligen, der Bürger und der Kleriker, waren auch in den absoluten Monarchien nicht ganz verschwunden. Dort hatten sie jedoch nur noch formell, nicht mehr wirklich die Rechte, Steuern zu bewilligen und an der Gesetzgebung mitzuwirken. In England dagegen verteidigten die beiden Kammern des Parlaments, das House of Lords (Oberhaus) und das House of Commons (Unterhaus), ihre starke Stellung gegenüber dem König. Sie konnten sich auf die Magna Charta Libertatum aus dem Jahr 1215 berufen, die der königlichen Willkür Grenzen setzte. Der König konnte nur dann Steuern erheben und Gesetze erlassen, wenn das Parlament nach Beratung zustimmte. Die beiden Kammern sprachen prinzipiell für das ganze Land, vertraten aber tatsächlich die Interessen ihrer Mitglieder, nämlich der Hochadligen (Lords), des „gewöhnlichen“ Landadels (Gentry) und der großen Kaufl eute. Sie hatten zwei wichtige Anliegen: zum einen die Begünstigung von Landbesitz und Handel, zum anderen die Bewahrung der Konfession. Die Wirtschaft in England war weniger durch überkommene Rechtsund Herrschaftsverhältnisse eingeschränkt als in den Monarchien des Kontinents. Die Gesetzgebung nach 1550 erhöhte die ohnehin guten Marktchancen, die sich für die englische Gentry in der Landwirtschaft und im Überseehandel ergaben. Das sollte in den Augen des Parlaments so bleiben. Außerdem wünschten der Adel und die Mehrheit im Land das Fortbestehen der 1535 begründeten Kirche von England. Die förmliche Lossagung von Rom hatte dem Adel zwei Drittel des vormaligen englischen Klosterguts eingebracht. Die Erwerbungen standen auf dem Spiel, wenn das Land wieder katholisch wurde. Aber da war noch ein anderes Problem: Von der Kirche Englands lösten sich mehr und mehr die Puritaner, deren Name vom lateinischen „puritas“, Reinheit, abgeleitet ist. Sie verlangten eine radikalere Abkehr von altkirchlich-katholischen Traditionen als die Kirche von England und kritisierten z. B. die unveränderte altkirchliche Organisation mit dem Anspruch der Bischöfe, in der Nachfolge der Apostel zu stehen. Die Mehrheit des Parlaments jedoch verfolgte langfristig das Ziel, die Kirche von England zu erhalten. Die Parlamentarier wollten weder zurück zur katholischen Kirche noch eine Aufl ösung der gesamtenglischen Bischofskirche. Mehrheitlich verfolgten Adlige und Bürger also konservative Ziele, nämlich die Wirtschaftsform und die Konfession so zu bewahren, wie sie im 16. Jahrhundert entstanden waren. Die politischen Entscheidungen traf aber auch in England der König, das Parlament konnte nur reagieren. Seit 1603 herrschte König Jakob I. aus der Dynastie der Stuarts, die bis dahin in Schottland regiert hatten und nun erstmals England (mit Irland) und Schottland in Personalunion vereinigten. Der Stuartkönig miss achtete wiederholt die Rechte des Oberund Unterhauses. Diese erzwangen indessen unter seinem Nachfolger Karl I. 1628 die Petition of Right, die nachdrücklich das Recht der Steuerbewilligung durch das Parlament bestätigte und willkürliche Verhaftungen verbot. Bürgerkrieg und Ende Karls I. Der König jedoch fügte sich nicht, sondern erhob eigenmächtig neue Abgaben und baute seine zentrale Verwaltung auf Kosten der Gentry aus, die im Unterhaus stark vertreten war. Außerdem straffte er als Oberhaupt der Kirche von England die Kirchenorganisation, die er nun auch den (calvinis tisch-)purita135Der englische Parlamentarismus bis zur Glorious Revolution Nu zu Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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