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M2 Drei Wege zum modernen Staat Der Historiker Harm Klueting erkennt 1995 in der Staatenwelt Europas im 18. Jahrhundert drei wichtige Entwicklungstypen: Am Ende des 18. Jahrhunderts standen so in Europa drei Hauptfaktoren nebeneinander oder einander gegenüber: – In England mit seinen von kontinentalen Verhältnissen wesentlich verschiedenen politischen und sozialen Strukturen, die seit der „Glorious Revolution“ von 1688 im Zeichen des Parlamentarismus und des Sys tems der „Checks and Balances“ zwischen König, Lords und Commons standen, kam seit dem Ende des Siebenjährigen Krieges – mit dem Übergang des Textilgewerbes zur Massengüterproduktion in Verbindung mit der Mechanisierung der Arbeitsabläufe durch den Einsatz von Spinnmaschinen und der Anwendung der 1765 erfundenen Dampfmaschine – die Industrielle Revolution zum Durchbruch. – In Frankreich führten die mangelnde Reformfähigkeit des Regierungssystems und die Konservierung der Steuerprivi legien des Adels in einem lang dauernden Prozess […] in eine schließlich irreversible Krise des Absolutismus. So mündete in Frankreich die Schwäche des Absolutismus in die politische Revolution. – In der österreichischen Monarchie hingegen scheiterte der theresianisch-josephinische Reformabsolutismus an einem Übermaß an Reformen, an seinem Versuch der Nivellierung der Kräfte der Tradition in Gestalt von Adel und Kirche und somit an seiner Stärke. Gegen diese Stärke erhoben sich – wenn auch im Wesentlichen nur an der Peripherie des Herrschaftsgebietes – revolutionäre Kräfte, die in der stän dischen Tradition Alteuropas wurzelten. Polen und Russland, die italienische Staatenwelt, die iberischen und die skandinavischen Königreiche, die nördlichen Niederlande und die Eidgenossenschaft, die kleineren deutschen Reichsstände und der preußische Staat erscheinen dabei als Übergangsund Randzonen, Nebenschauplätze oder Sonderformen. Harm Klueting (Hrsg.), Der Josephinismus. Ausgewählte Quellen zur Geschichte der theresianisch-josephinischen Reformen, Darmstadt 1995, S. 56 f. 1. Erklären Sie den Unterschied zwischen „Revolutionen“ und „revolutio nären Kräften“, von denen die Rede ist. Ordnen Sie ein: Welche waren umstürzend, welche restaurativ? 2. Erläutern Sie mithilfe des darstellenden Teiles, wen die theresianisch-josephinischen Reformen betrafen. M3 Die europäischen Staaten um 1780 Dem aufgeklärten Absolutismus geht es darum, ein leistungsfähiges Staatswesen zu schaffen. Die Leis tungsfähigkeit drückt sich aus in Bevölkerungszahlen, Staatseinkünften und Heeresgrößen. Die nachstehenden Zahlen stammen, was die Staatseinkünfte und Heeresgrößen betrifft, aus zeitgenössischen Quellen. Wo sich die Landesgrenzen zwischen 1700 und 1780 verändert haben, wird für 1700 die Zahl angegeben, die sich Bevölkerung (geschätzt 1700) Bevölkerung (geschätzt 1780) Staatseinkünfte (Gulden 1780) Stehendes Heer (Anzahl 1780) Preußische Monarchie 4,0 Mio. 5,7 Mio. 32,0 Mio. 203 000 Kurpfalz-bayerische Staaten 1,6 Mio. 2,2 Mio. 10,0 Mio. 24 000 Österreichische Monarchie 17,0 Mio. 19,5 Mio. 100,0 Mio. 278 000 Vereinigte Niederlande 1,3 Mio. 2,3 Mio. 23,0 Mio. 36 000 Schweden 1,6 Mio. 3,0 Mio. 6,0 Mio. 46 000 Polen 3,2 Mio. 4,0 Mio. ca. 3,0 Mio. 15 900 Russland 15,5 Mio. 37,0 Mio. 56,0 Mio. 470 000 Großbritannien u. Irland 9,3 Mio. 11,0 Mio. 112,0 Mio. 58 378 Frankreich 20,0 Mio. 26,0 Mio. 156,0 Mio. 224 000 Spanien 8,2 Mio. 11,0 Mio. 56,0 Mio. 90 000 Osmanisches Reich – 12,0 Mio. – – mit dem Gebietsumfang von 1780 deckt: Nach: Ilja Mieck, Wirtschaft und Gesellschaft Europas von 1650 bis 1850, in: Wolfram Fischer u. a. (Hrsg.), Handbuch der europäischen Wirtschaftsund Sozialgeschichte, Bd. 4, Stuttgart 1993, S. 1 233, hier S. 49 51 und 54 1. Begründen Sie, warum die Bevölkerungszahlen für das 18. Jahrhundert in der Regel nur unsichere Schätzgrößen sind. 2. Unterscheiden Sie Zonen dynamischen und wenig dynamischen Bevölkerungswachstums in Europa. Recherchieren Sie, warum es im 18. Jahrhundert zu einem beschleunigten Bevölkerungswachstum kam. 3. Um 1780 lässt sich in Europa von einer Pentarchie sprechen, d. h. von fünf bestimmenden Großmächten: Groß britannien, Frankreich, Preußen, Österreichische Mon archie, Russland. Begründen Sie, inwieweit sich dies in den Zahlen zu Staatseinkünften, Bevölkerung und Heer widerspiegelt. 5 10 15 20 25 30 35 153Der aufgeklärte Absolutismus Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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