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i Eine Gesellschaft der kleinen Prinzen? Foto von Alain Buu, Peking 2007 In einem Park nahe dem alten Kaiserpalast fotografi ert ein Elternpaar seinen einzigen Sohn. Er trägt ein Kostüm aus der Kaiserzeit. 1979 wurde in der Volksrepublik China wegen des starken Bevölkerungswachstums die Ein-Kind-Politik eingeführt, wonach Ehepaare nur ein Kind bekommen dürfen. 2016 trat die neue Zwei-Kind-Politik in Kraft. Ein zentraler Grund für diese Reform war, dass wegen der höheren Wertschätzung von Jungen sehr viele Mädchen abgetrieben oder nach der Geburt getötet wurden. hatte dieser Richard Nixon [US-Präsident 1969 74] auf die Frage, welche Auswirkungen die Französische Revolution habe, geantwortet: „Das zu sagen, ist noch zu früh.“ Leider erfüllte sich meine Hoffnung nicht. Stattdessen erhielt ich eine strenge Lektion darüber, wieso die uneingeschränkte Einführung dessen, „was Sie Menschenrechte nennen“, in China zu fl ächendeckender Gewalt und zahllosen Toten führen würde, und wurde abschließend gefragt: „Wieso meinen Sie, Ihre Werte würden in einer Kultur funktionieren, die Sie nicht verstehen?“ Die Abmachung zwischen der Parteiführung und dem Volk lautet seit mittlerweile einer Generation: „Wir sorgen für mehr Wohlstand – ihr folgt unseren Befehlen.“ Solange die Wirtschaft weiter wächst, kann das große Abkommen fortbestehen. Stoppt das Wachstum oder kehrt es sich um, ist es damit vorbei. Das gegenwärtige Ausmaß an Demonstrationen und Wut über Korruption und Ineffi zienz bezeugt, was passieren würde, wenn das Geschäft zerbricht. Ein anderes wachsendes Problem für die Partei ist, ob das Land seine Bevölkerung ernähren kann. Über 40 Prozent des urbanen Landes in China sind dem Agrarministerium zufolge heute verseucht. China steckt damit in einer Zwickmühle. Für die Modernisierung und Anhebung des Lebensstandards muss es die Industrialisierung vorantreiben, aber genau dieser Prozess bedroht die Produktion von Nahrungsmitteln. Kann es dieses Problem nicht lösen, stehen Unruhen bevor. Insgesamt fi nden im gesamten Land heute pro Tag rund 500 in der Mehrzahl friedliche Protestaktionen zu einer Vielzahl von Angelegenheiten statt. Kommt es aber zu Massenarbeitslosigkeit oder Hungersnöten, wird sowohl ihre Zahl als auch das Ausmaß der auf beiden Seiten eingesetzten Gewalt explodieren. Auf der ökonomischen Seite hat China daher ein großes Abkommen mit der Welt: „Wir produzieren das Zeug billig – ihr kauft es in Massen.“ Tim Marshall, Die Macht der Geographie, übersetzt von Birgit Brandau, München 2015, S. 62 f. 1. Fassen Sie zusammen, wie der Autor Chinas gegenwärtige Situation und zukünftige Herausforderungen einschätzt. 2. Zeigen Sie die Rolle Chinas in der Globalisierung auf. 3. Gestalten Sie in Kleingruppen ein Plakat, das die Missstände in der chinesischen Gesellschaft beinhaltet. Diskutieren Sie nach der Präsentation mögliche Reaktionen staatlicher Stellen, würde das Plakat in China öffentlich gezeigt. 15 20 25 30 35 40 45 50 565China auf dem Weg zur Weltmacht Nu zu P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc h er V er la gs | |
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