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els „garantieren“ kann. Auch der Einfl uss der USA im Nahen Osten sollte nicht überschätzt werden: Zwar sind die USA als Weltmacht tatsächlich auf einzigartige Weise in der Lage, Macht, besonders militärische, in die Region zu projizieren; weiterhin üben sie erheblichen Einfl uss auf die internationalen Finanzinstitutionen wie die Weltbank oder den IWF aus, und sie sind dazu noch größter bilateraler Geldgeber in der Region. Aber auch diese Einfl ussmittel haben begrenzte Wirkung. Qua Machtprojektion können die USA zwar bilateralen Einfl uss über Staaten wie Kuwait oder Saudi-Arabien gewinnen, und sie sind in der Lage, einzelne Akteure wie den Irak zu zerstören. Sie können damit aber keine regionalen Strukturen aufbauen oder aktiv regionale Dynamiken steuern. […] Was bleibt, ist, dass die USA den Nahen Osten zwar nicht unbedingt „verstehen“, dies aber auch nicht unbedingt müssen. Qua Weltmachtrolle werden sie auch ohne ein solches Verständnis ohnehin als Vermittler gefragt sein. Volker Perthes, Die Nahostpolitik der USA: Klare Interessen, unklare Politik?, in: Uta Klein und Dietrich Thränhardt (Hg.), Gewaltspirale ohne Ende?, Schwalbach 2002, S. 77 f. 1. Geben Sie die Einschätzung des Autors zur Nahost Politik der USA in einer These wieder. 2. Erörtern Sie, welche Konsequenzen sich für die Lösung des Nahost-Konfl iktes ergeben. M8 Unterschiedliche Perspektiven a) Abdallah Frangi: Perspektive eines Palästinensers Der Autor war 1993 2005 Generaldelegierter der Palästinensischen Autonomiebehörde in Deutschland. Er nimmt Bezug auf die zwischen Israel und dem Westjordanland seit Juni 2002 errichteten Grenzsperranlangen: Es ist dringend nötig, dass die Menschen in Israel und Palästina endlich ein Leben ohne Angst und Not führen. Dies kann nur erreicht werden, wenn die Palästinenser einen lebensfähigen und gleichberechtigten Staat neben Israel gründen können und die israelischen Streitkräfte sich auch von den 1967 besetzten Gebieten in Syrien und dem Libanon zurückziehen. Nach acht Jahren „Friedensprozess“ ist von unseren Hoffnungen und Träumen nichts geblieben. Israel hat es versäumt, die historische Chance zu nutzen und einen gerechten Frieden mit dem palästinensischen Volk zu schließen und sich zugleich in den Nahen Osten als Partner zu integrieren. Die gesamte arabische Welt hat dem Land – in Form des Plans des saudi-arabischen Kronprinzen Abdallah auf dem Arabischen Gipfeltreffen von Beirut Ende März 2002 – die Hand zur Aussöhnung gereicht. Stattdessen setzt Israel weiter auf Hegemonie, Dominanz und Unterdrückung des palästinensischen Volkes. Ministerpräsident Sharon hat Israel in keinen Hort des Friedens verwandelt, sondern mit dem Mauerbau nach dem abschreckenden Beispiel der Berliner Mauer den Grundstein für weitere Trennung und Gewalt gelegt. Abdallah Frangi, Der Osloer Friedensprozess als ein Weg zum Frieden?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 35/36 (2002), S. 24 b) Avi Primor: Perspektive eines Israelis Der Autor war israelischer Botschafter in Deutschland von 1993 bis 1999. Klar ist, dass es keine Lösung geben wird, auch nicht für die Israelis, solange die Palästinenser im Elend und ohne Würde leben. Die Israelis werden in keiner glaubwürdigen und endgültigen Art und Weise Ruhe und Sicherheit erzielen können, solange ihre Nachbarbevölkerung unter ihrer Besatzung lebt und deren Kinder nicht dieselben Zukunftschancen bekommen, die ihre eigenen Kinder haben. Klar ist aber auch, dass weder die Palästinenser noch die Israelis ihr Ziel durch Gewalt erreichen können. Die Palästinenser sind nicht mächtig genug, die Israelis zu vertreiben, und die Israelis sind nicht mächtig genug, langfristig über eine andere Bevölkerung zu herrschen. Napoleon sagte einmal, man könne mit Bajonetten vieles erreichen, nur auf ihnen sitzen könne man nicht. Wir sitzen schon allzu lange auf Bajonetten und brauchten dringend eine Leiter, um herunterzuklettern. Diese Leiter können wir aber nur von unseren Nachbarn bekommen. Avi Primor, Keine Lösung durch Gewalt, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 35/36 (2002), S. 15 1. Fassen Sie M5 und M6 jeweils kurz zusammen. 2. Vergleichen Sie beide Standpunkte. 3. Diskutieren Sie Primors Bild von der Leiter, „die wir aber nur von unseren Nachbarn bekommen“ können (Zeile 33 ff.). 20 25 30 5 10 15 20 25 30 35 583Der Nahost-Konfl ikt Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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