Volltext anzeigen | |
M6 Wurde eine Mannschaft, die sich hauptsächlich aus Polen zusammensetzte, 1934 Deutscher Meister im Fußball? Eine zeitgenössische Kontroverse Der SV Schalke 04 wird 1934 erstmals deutscher Fußballmeister. Darüber wird auch in Polen berichtet. Darauf bezieht sich am 10. Juli 1934 der Herausgeber des Fußballmagazins „Kicker“, Georg Nifka, in dem Artikel „Die Deutsche Meisterschaft in den Händen der Polen“: „ ,Die Deutsche Fußballmeisterschaft in den Händen der Polen‘, ,Polen Deutsche Fußballmeister‘, ,Schalke 04, die Mannschaft unserer polnischen Landsleute‘ usw. Unter diesen und ähnlichen Schlagzeilen berichtet die gesamte polnische Presse […] über das Ergebnis des Finalspiels der Deutschen Fußballmeisterschaft. Ja, der ,Przeglond Sportoury‘, das größte polnische Sportblatt, lässt sich von seinem Berliner Korrespondenten Gliner berichten, dass die Schalke-Mannschaft in den bisherigen Jahren wegen ihrer polnischen Nationalität vom Deutschen Fußballbund auf alle mögliche Weise benachteiligt wurde, nun allen Machinationen1 zum Trotz Deutscher Fußballmeister geworden ist. Es wird weiter berichtet, dass die Spieler Kuzorra, Szepan, Badorek, Jarcyk, Zajons, Tibulski, Valentin, Kalwitzki, Urban, ja sogar Mellage und Czerwonski Polen seien, Söhne von polnischen Emigranten.“ Zwei Monate später, am 7. August 1934, antwortete die Vereinsführung von Schalke 04 in einem offenen Brief unter der Überschrift „Schluss mit den polnischen Gerüchten“ im „Kicker“, veröffentlichte die Geburtsdaten und Geburtsorte der Spieler und ihrer Eltern. Alle 13 aufgeführten Spieler des Vereins waren entweder im Ruhrgebiet oder in Westfalen geboren worden. Bei den Eltern von 10 der 13 Spieler handelte es sich um Arbeitsmigranten aus dem preußischen Osten, zum größten Teil aus Masuren: „Aus diesen Darlegungen ist einwandfrei zu ersehen, dass die Eltern unserer Spieler sämtlich im heutigen oder früheren Deutschland geboren und keine polnischen Emigranten sind. Ihre Söhne sind alle im westfälischen Industriegebiet geboren, wodurch die Behauptungen, sie seien Emigranten, widerlegt sind. […] Nach unserer Wahrnehmung denkt in Deutschland niemand daran, unsere Mannschaft als Polen zu bezeichnen, das beweisen auch die nach tausenden zählenden Glückwünsche aus allen Kreisen Deutschlands.“ Zitiert nach: Britta Lenz, „Polen deutsche Fußballmeister“? Polnischsprachige Einwanderer im Ruhrgebietsfußball der Zwischenkriegszeit, in: Dittmar Dahlmann, Albert S. Kotowski und Zbigniew Karpus (Hrsg.), Schimanski, Kuzorra und andere. Polnische Einwanderer im Ruhrgebiet zwischen der Reichsgründung und dem Zweiten Weltkrieg, Essen 2005, S. 237 250, hier S. 248 1. Erklären Sie, aus welchen Gründen die Vereinsführung von Schalke 04 so viel Wert darauf legte, die deutsche Herkunft ihrer Spieler zu dokumentieren. 2. Diskutieren Sie, inwieweit der hier dargestellte Zusammenhang für den Fußball heute noch relevant ist. 5 10 15 20 25 30 1 Machination: Machenschaft i Verabschiedung der Mannschaft von Schalke 04 am Bahnhof in Berlin. Foto von 1934. Nach dem Sieg gegen den FC Nürnberg tritt die Mannschaft des neuen deutschen Meisters Schalke 04 die Heimreise an und posiert hier im Waggon auf dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. Am Fenster links die Spieler Fritz Szepan (li.) und Ernst Kuzorra. 147Migration am Beispiel des Ruhrgebietes Nu r z u Pr üf zw ck en E g tu m d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |