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dichtungsräumen wie Berlin, Frankfurt/Main, München und Stuttgart haben sich dadurch zum Teil nicht mehr zu verantwortende soziale Zustände ergeben. Aufgrund dieser Entwicklung hatte das Kabinett schon am 6. Juni dieses Jahres ein Aktionsprogramm zur Eindämmung der Ausländerbeschäftigung beschlossen. Eine Reihe der zu diesem Zweck vorgesehenen Maßnahmen wurde bereits in die Tat umgesetzt. Dazu gehören die Erhöhung der Vermittlungsgebühr von 300 DM auf 1 000 DM, die von den Anwerbefi rmen an die Bundesanstalt zu entrichten ist, und eine strengere Prüfung und Überprüfung der Gemeinschaftsunterkünfte, die von den Firmen für ihre Arbeitnehmer zur Verfügung gestellt werden. Diese Maßnahmen haben schon dazu beigetragen, dass die Zahl der Vermittlungsaufträge in den letzten Wochen stark zurückgegangen ist. Außerdem haben Bund und Länder mittlerweile ein Verfahren abgesprochen, um den Umfang der Ausländerbeschäftigung in überlasteten Siedlungsgebieten nicht noch weiter steigen zu lassen. Darüber hinaus wird die illegale Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer in Zukunft noch härter bekämpft werden als bisher. Bulletin des Presseund Informationsamtes der Bundesregierung, Bonn, Nr. 151, 27. November 1973, S. 1 506 1. Fassen Sie die wesentlichen Elemente der Begründung für den „Anwerbestopp“ 1973 zusammen. 2. Obwohl 1973 von einem nur „zeitweiligen Vermittlungsstopp“ die Rede war, gilt dieser „Anwerbestopp“ auch heute noch. Erörtern Sie, warum der „Anwerbestopp“ zu einer Dauereinrichtung wurde. M3 Generationenkonfl ikte a) Die drei in Deutschland aufgewachsenen Schwestern Oja, Ebu und Zermin berichten Anfang der 1990er-Jahre: Also es ist sehr schwierig, zwischen zwei Kulturen aufzuwachsen. Und besonders, weil diese Kulturen so gegensätzlich sind. Es fängt schon an im Kindergarten, über die Grundschule [...]. Eigentlich so lange man hier in Deutschland lebt, man ist halt hinund hergerissen zwischen den Freunden, die die deutsche Kultur darstellen, und der Familie, den Eltern. Es kommt halt oft zu Konfl ikten, weil die Eltern – es ist ja auch verständlich, die Eltern kennen diese fremde Kultur nicht –, die möchten ihre Kinder praktisch nicht an diese Kultur verlieren. Also, man geht in die Schule, man ist auswärts, nicht im Hause, und dann ist man in Deutschland, und wenn man nach Hause kommt, dann wird ja hauptsächlich auch türkisch geredet, dann ist man „in der Türkei“. Das ist total krass. Zu Hause, von den Eltern, bekommt man nicht so viel von der deutschen Kultur mit. Wenn man etwas fragt, warum machen die das bei uns anders? Dann können die Eltern das, weil sie das ja nicht genau kennen, nicht genau wissen, auch nicht so konkret erklären. [...] Also ich war ja immer eher zur deutschen Kultur geneigt. Auch im Verhalten, so ganz kleine Sachen im Alltag. Dann aber so ab 14, 15, da habe ich dann so mehr türkische Freundinnen kennengelernt, und da habe ich auf einmal gedacht: Huch, das ist ja auch schön, das ist ja auch mal was anderes. Und dann irgendwann habe ich mir gedacht, es ist eigentlich meine eigene Kultur, wieso habe ich mich eigentlich bis jetzt nicht dafür interessiert. b) Ali, in Duisburg-Rheinhausen geboren und aufgewachsen, sagt: Man lernt ja hier immer neue Sachen. Unsere Eltern sind auf dem Stand von vor 20, 30 Jahren stehengeblieben, und – wie soll ich sagen – die haben sich gar nicht so weiterentwickelt wie die Türken in der Türkei. Und deswegen kommen die Jugendlichen – also ich komme damit nicht so gut klar. Also wenn ich etwas durchsetzen wollte, was denen nicht in den Kram passte, z. B. dass ich ’ne deutsche Freundin hab’, dass meine Freundin dann ein Kind von mir bekommen hat – damit kamen meine Eltern am Anfang gar nicht klar. Aber dann hab’ ich einfach eine Zeitlang den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen, bis sie dann eingesehen haben, dass das eh nichts nutzt, wenn sie sich dagegenstellen. Ja und jetzt kommen sie eigentlich ganz gut damit klar. Zitiert nach: Gualtiero Zambonini, Vom Gastarbeiter zum Bürger: eine Collage zur Situation heute, in: Heimat: Vom Gastarbeiter zum Bürger. Symposium im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland am 13. Dezember 1995, herausgegeben vom Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Ausländer, Bonn 1996, S. 49 56, hier S. 53 f. 1. Charakterisieren Sie die Generationenkonfl ikte, die die Jugendlichen hier benennen. 2. Erörtern Sie den Stellenwert des Einwanderungsprozesses für diese Generationenkonfl ikte. 3. Beurteilen Sie, inwieweit sich Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Einwanderungsprozesse verändert hat. 40 45 50 55 5 10 15 20 25 30 35 40 151„Wirtschaftswunder“ und „Gastarbeiter“: Immigration in die Bundesrepublik nach 1945 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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